Procol Harum – Vier Re-Releases

Daß eine der einflußreichsten und besten Bands der späten 60er jahrelang als Low-Price-Artikel und in teils fragwürdigem Sound verramscht wurde, ist bedauerlich. Doch welch‘ eine glückliche Wendung: Die ersten vier Procol-Harum-Alben sind in vorzüglicher Klangqualität und kunststoffarmen Digipaks zurück. Gebührend aufbereitet wurden damit vier Meisterwerke aus der schöpferischsten Britpop-Phase. Gary Brookers (voc, p) Einstand als Komponist und Sound-Urheber hätte aufsehenerregender nicht sein können. Zugegeben, etliche Songs des ’67er LP-Debüts A WHITER SHADE OF PALE, 4 Sterne, muteten noch unfertig und etwas kleinlaut an. Doch das Titel-Stück erblühte zu einem Jahrhunderthit, dessen surrealistische Liedkunst in Fasson eines Bach-Chorals und getragen von Brookers warmem Bariton sowie einer ausgefallenen Liaison aus Orgel, Piano und schrulligen Lyrics (Keith Reid) fortan zum Merkmal Procol’scher Epen geriet. Und zu SHINE ON BRIGHTLY, 5 Sterne, einer brillanten Mixtur aus Psychedelic und (Pseudo-)Klassik, erlebte man Gary auf dem Gipfel seiner Songwriterkunst und seines Einfallsreichtums. Der Titelsong, „Quite Rightly So“ und „Rambling On“ gerieten dank abenteuerlicher kompositorischer Pointen und clever plazierter trashigkultivierter Citarrenlicks (Robin Trower) zu makellosen Kleinoden. A SALTY DOG, 6 Sterne, toppte gar noch das Niveau des Vorgängers. Das tückische, Einfältigkeit vorgaukelnde „Boredom“ – dazumal als Underground-Music apostrophiert! -, „All This And More“ und natürlich die unvergängliche Meeres-Fantasie des Titelsongs sind mittlerweile Elemente der Pop-Hall-of-Fame. Und Keith Reid übertraf sich selbst als vor Metaphern strotzender Musensohn. Im Jahr darauf hatten zu Beginn der Aufnahme für das rockige HOME, 6 Sterne, die Gründungsmitglieder Fisher (org) und Knights (b) den Dienst in der zu Eigenplagiaten neigenden Band quittiert, doch Chris Copping ersetzte beide, ohne auch nur den geringsten Schaden an der Wiedererkennbarkeit des Combo-Sounds anzurichten.