Psychedelia in 1970s Nigeria :: Soundway/Indigo

Afro-Beat Airways

Analog Africa/Groove Attack

Afro-Beat im Direktvergleich: Nigeria vs. Ghana und Togo in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts.

Im Zusammenhang mit der nun schon eine ganze Dekade andauernden Afrobeat-Reissue-Welle ist immer wieder auf die Rolle Fela Kutis hingewiesen worden. Jede Zusammenstellung eine Ode an den Godfather des Afrobeat und dessen Taktgeber Tony Allen. Kuti und Allen und ihrem US-Trip im Jahr 1969 kommt sicherlich eine Hauptrolle zu, sie reimportierten den rattenscharfen James-Brown-Funk in den Mutterschoß aller Popmusik und verpassten dem fröhlich flottierenden Highlife jener Jahre damit den entscheidenden Twist. Dass auch die US-Rock-Heroen der späten Sechziger Jaher in den Proberäumen der jungen Bands in Nigeria Echos fanden, ist über die Strecke von 32 elektrifizierenden Grooves nun auf der Soundway-Zusammenstellung The World Ends nachzuhören. Highlife war der Sound der Hoffnung gewesen – Hoffnung auf ein vereintes Afrika, das sich seiner Wurzeln gewiss sein konnte. Nach dem Ende des Biafra-Krieges, der einem Völkermord mit zwei Millionen Toten gleichkam, zog sich eine Generation von Teenagern desillusioniert von Highlife und Tradition zurück. Die großen Plattenfirmen hatten mit nigerianischen Vinyl-Pressungen von den Doors, Jefferson Airplane, Elvis Presley, Santana, den Animals und Jimi Hendrix den Markt erobert. Der Boden war also bereitet, der „Rock’n’Roll“ wurde in den Idiomen der Bands von Lagos bis Port Harcourt regional neu notiert. Viele junge Musiker hatten vorher in Militärbands gespielt, sie orientierten sich Richtung Westen mit Fuzz-Gitarre, Hammond-Orgel, mit einer Liebeserklärung an den Psych-Rock dieser Jahre. Das reicht bis in bisher schlecht ausgeleuchtete Nischen. Die Foundars 15, deren Sänger als Offizier der Armee von Biafra vorher noch für das Amüsement der in Port Harcourt stationierten Soldaten zuständig war, segeln hier mit einer sich in die Kurven legenden Horn-Sektion hochelegant am Free Jazz vorbei. Das sind dann die Momente, die auch noch die 100. Afrobeat-Compilation spannend machen.

Gewissermaßen zum Direktvergleich veröffentlicht das Analog-Africa-Label seine Zusammenstellung Afro-Beat Airways: gleicher Zeitraum, andere Herkunft. Die 15 Tracks aus Ghana und Togo sind zum großen Teil den Archiven des Essiebons-Labels aus Accra entnommen. Beiträge von K. Frimpong And His Cubano Fiestas und Uppers International verweisen schon auf einen anderen Begriff von Funkyness, hier wird unterschwelliger am Beat gearbeitet, die Gesänge dürfen über den Wah-Wah-Gitarren schweben. In Accra klingt der Psychedelic Boogie dieser Jahre viel leichter als in Lagos.

Grant Hart

Oeuvrevue