Psycho

Mußte das wirklich sein? Szene für Szene, Einstellung für Einstellung hat Gus Van Sant Alfred Hitchcocks Alltime-Classic von 1960 kopiert. Die Duschszene, den Mord am Detektiv, den Showdown im Keller, alles kennt man bereits – nur einen entscheidenden Unterschied gibt es: anders als das Original ist dieses gespenstische Dejâ-vu-Erlebnis frei von Spannung. Was einst gewagt und regelrecht shocking war, erhöht in der Ära von SCREAM keinen Pulsschlag mehr – zumal man bei einem sklavischen Remake von vornherein jeglicher Überraschungsmomente beraubt wird. Wenn die einzige Konzession an unsere Zeit Farbe, andere Tapeten und etwas mehr Blut ist, dann sollte man sich die Frage stellen, ob das alles ist, worin sich Filme von vor 40 Jahren von Filmen von heute unterscheiden. Ein Armutszeugnis? Gewiß. Und auch der Beweis, daß der maßlos überschätzte Gus Van Sant einem Alfred Hitchcock nie das Wasser reichen wird. Wer sich dessen PSYCHO im direkten Vergleich ansieht, wird feststellen, um wieviel intensiver und beklemmender das Original trotz gleicher Szenenabfolge und weitestgehend identischer Dialoge ist. Warum nicht ein Remake drehen, das bis zu einem gewissen Punkt identisch ist, und dann – einfach aufgrund anderer technischer Gegebenheiten – einen neuen Pfad einschlägt, ohne Ton und Stil des Originals aufzugeben. Das wäre spannend gewesen und hätte jener Innovation bedurft, die Hitchcock auszeichnete. Ansonsten gilt die alte Weisheit: Warum etwas reparieren, was gar nicht kaputt ist?