Queen

A Night At The Opera

In England scheint sich momentan eine ‚Queenrock-Szene‘ aufzubauen, das heißt, es tauchen mehrere talentierte Bands auf, die Queen imitieren oder stilgemäß vervollständigen. Das Trio BeBop Deluxe brachte eine nette LP heraus, vom Quartett ‚Mr. Big‘ dürfte man sogar noch einige dolle Sachen hören. Queen selbst sind derweil auf dem Kunstrock-Trip abgefahren – „A Night At The Opera“ erschlägt den Zuhörer erst einmal mit übereinandergetürmten Chorgesängen, vervielfachter Gitarre sowie hübschen Studiound Stereotricks. Dies wirkt auf Anhieb künstlich, sogar synthetisch, ist es aber nicht, weil Queen ihre Musik voll auf die Bühne bringen können. Eingefleischte Rockfans mögen diesen Sound als unecht, als nicht der Spontaneität und Frische des üblichen Rock entsprechend abqualifizieren. Ich als Queen-Fan aber meine, daß kaum eine heutige Rockgruppe mit derartig feinziselierten Harmonien aufwarten kann, daß nur wenige Sänger über eine so variable Stimme wie Freddie Mercury verfügen und daß ebenfalls nur sehr wenige Gitarristen solch heiße Klänge produzieren wie Brian May – was den Zusatz ‚No Synthesizers‘ auf dem Cover mal wieder notwendig machte. Der Eindruck der Künstlichkeit wird allerdings angesichts der sehr spitzen, höhenbetonten Aufnahmetechnik der Platte noch verstärkt. Doch Queen ziehen nicht bloß ihren ‚Abhebe-Rock‘ voll durch, sondern überraschen auch durch Gesangsrhythmik in „The Prophets Song“ und „Bohemian Rhapsody“.