Queens Of The Sone Age – Songs Forme Deaf

Der Autor dieser Zeiten war bis dato kein sonderlich Wilder. Die Queens Of The Stone Age werden aus ihm auch keinen mehr machen. Doch Pop schenkt Illusionen. Und SONGS FOR THE DEAF gibt dem Rezensenten ein eindrückliches und vor allem mächtig gutes Gefühl davon, wie es wohl wäre, sein Vernunftautomobil gegen einen obszönen US- Scheichreichmacher auszutauschen, diesen in der Tuningwerkstatt seines neuen, vor allem auf Instinkten fußenden Vertrauens noch ein wenig grotesker verformen und vor allem mit der Welt heißester Flammen-aul-schwarzem-Metallicgrund-Lackierung versehen zu lassen, um mit dieser Höllenkutsche sodann in ein schnelles, doch noch recht junges Ende zu brettern. Mit einem Lächeln, breit wie der Horizont. „Gimme soul or show me the door. Gimme toro, gimme some more!“ Josh Hommc brüllt dieses im Opener „Millioniare , als sei ihm seine Stimme Waffe genug – und sein Verlangen Motiv für jede erdenkliche (Un-)Tat. Wer jetzt, nach Kiss-amtlichem „Detroit Rock City‘-Intro mit Ins-Auto-Steigen, Radio-Anschalten, Sender-Suchen. Queens-Finden und Sich-die-Musik-aus-dem-Äther-mitten-ins-Gesicht-springen-Lassen, nicht den unbändigen Wunsch verspürt, das Gaspedal durchs Bodenblech zu treten, hat sich offensichtlich in der Vorführung geirrt.

Auf dieser Seite der Donnerkuppel kicken die Queens Arsch, wie es lange niemand mehr getan hat. „Metal heavy soft at the core. Gimme toro, gimme some more!“ Jene Königinnen der Steinzeit, die bislang trotz zweier sehr gelungener Alben und allerlei heftig rockender bis komplett ausgespaceter Nebenbetätigung vor allem das Erbe der Stonerrock-Legende Kyuss spazieren tragen durften, scheinen nach einiger Formationsrotation bei ihrer vorläufigen Essenz angekommen zu sein: Josh Homme (Gitarre, Gesang), Nick Oliveri [Bass, Gesang], Mark Lanegan (Gesang/Ex-Screaming Trees], Dave Grohl (Schlagzeug/Foo Fighters und Ex-Nirvana) und Troy van Leeuwen (Gitarre, Keyboards/A Perfect Circle] spielten mit SONGS FOR THE DEAF ein Werk ein. das sich mit allem messen kann, was in der Rockmusik jemals groß war.

Auchh später Wird auf diesem Albumzwischen den Songs immer wieder am UKW-Freguenzrädchen gedreht werden. Die charmanteste Ansage entstammt dabei der dominanten WOMB-Moderatorin, die die Hörerschaft in die richtige Grundhaltung zwingt: „Here ;s something you should drop to your knees for-and worship!“ Für SONGS FOR THE DEAF ist das nur angemessen. Für die vortrefflich dahinsiechenden Chöre Untoter hinter dem meisterlich straffen Saitenreißen des drastischen Stop-And-Go-Stompers „No One Knows“ (die erste Single). Für den tragisch-hymnischen Refrain in „First It Giveth“. der sich am Ende schmerzverzerrt den Hals verdreht. Für Grohls -überhaupt: was für ein Schlagzeuger! – Parforceritt über Felsen und Knochen durch die songgewordene Apokalypse „Dead „. Für das beste Stück Glam(hard)rock, für das in dessen Glanzzeit niemand die Eier hatte („Do It Again“]. Für den anbetungswürdigsten, schwersten Brocken Blues(hard)rock seit, tja, seit … („God“). Für den blanken Hit „Another Love Song“, nach dem sich The Damned in ihrer opulenten Spätphase die lackierten Finger geleckt hätten. Und für Dean Ween (Ween), der uns im prachtvoll überladenen Balladen-Epilog unser aller Wurmfutterschicksal predigt.

Kniefall und Ehrerbietung, gnadenvolle Königinnen, schließlich fürden ganzen herrlichen Krawall, das spröde, jederzeit streng und kurzgehaltene Klampfengejaule, die Ausfallschritte und fiesen Kicks, die andere als „Breaks“ abtun. Und für die Melodieseligkeit inmitten des Zentrums der wahren Wucht. Für knackigen Pop in all dem Rock. Für Metal ohne ein einziges Klischee. Gimme toro!

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