R. Kelly – Chocolate Factory

Eigentlich sollte der Weiberheld erst mal den Ball flach halten, möglichst wenig Angriffsfläche liefern. Schließlich hat er gerade einen Skandal wegen sexueller Eskapaden mit minderjährigen Gespielinnen an der Backe – und das könnte ihn einige Jahre Knast sowie seine Karriere kosten. Kelly nennt sein neuestes Werk ganz kess Chocolate Factory. Ein Titel, der so eindeutig zweideutig ist, dass ihm erneuter Ärger drohen dürfte. Weil er anscheinend nicht ohne sexuelle Anspielungen kann. R. Kelly schmachtet immer noch über Liebe und Lust und gefällt sich in der Rolle des omipotenten Lovers, der seine Ladies rundum glücklich macht: mit gefühlvollem R’n’B, Balladen, funkigem Dancefloor und poppigen Ohrwürmern. Alles blitzblank produziert und mit viel Soul, Groove sowie griffigen Hooks versehen. Er zieht das gesamte Register der Black-Music, baut bei „Imagine That“ auch mal eine Metal-Gitarre ein und versucht sich in „Showdown“ an einem Hip-Hop-Hörspiel, in dem er Isley Bruder Ronald die Braut ausspannt. Ansonsten hält es R. Kelly mit Soulmeister Marvin Gaye: Auch er hat die eine Hand an der Bibel, die andere am Geschlecht und imitiert Marvins Gesang gleich bei einem halben Dutzend Tracks. Was den Songs zwar mehr Soul, aber wenig Eigenständigkeit verleiht. Mal sehen, ob ihm die Fans das abnehmen oder ob er allen Kredit verspielt hat. Word up: „I feel the time is here for you to bring your body here and give me what I’ve waited for.“ (aus „Showdown“) www.r-kelly.com