Radar Bros. – The Fallen Leaf Pages

Eine sehr beliebte Hardcore-Anti-Haltung zu Pink Floyd schreibt vor, nur das gut zu finden, was die Band mit Syd Barrett aufgenommen hat (also im Prinzip nichts außer The Piper At The Gates Of Dawn). Diese Meinung wird mittlerweile von der Mehrheit der Pink-Floyd-Dissidenten vertreten. Eine andere Haltung in diesem Zusammenhang ist noch viel mehr Hardcore, weil sie Barrett komplett ausklammert und von fast niemandem vertreten wird: nur diesen nahezu lautlosen, Pink-Floyd-Anfang-70er-Akustikfolk zu goutieren, wie er exemplarisch in „If“ vorgeführt wird, einem Song auf Atom Heart Mother, der den ganzen aufgeblasenen Pomp-Quatsch des LP-Seitenfüllenden Titelsongs legitimiert. Die Radar Bros, waren seit Mitte der 90er die beste Pink-Floyd-„If“-Coverband des kurzzeitig erblüht seienden Slowcore-Genres. Das Trio, das wir irrtümlich in Auflösung befindlich wähnten, hat nicht nur Mitte der 90er Jahre da weitergemacht, wo Pink Floyd mit „If“ leider nicht aufgehört haben, sondern sich auch im Verlauf von vier Alben in zehn Jahren keinen Millimeter weiterentwickelt, was hier ausdrücklich begrünt wird. The Fallen Leaf Pages, in den USA schon im März 2005 erschienen, ist vollendeter Kitsch mit Piano und synthetischen Streichern und Synthieflächen und sanft gestreichelten Gitarren und mit Jim Putnam als bestem David-Gilmour-Imitator der Welt, was in Lied Nummer 5, „We’re Not Sleeping“, seinen Höhepunkt erreicht. Zum Schluß hin bäumt sich das Album dann noch ein bißchen hymnisch und pathetisch auf wie ein mittlerer Floyd-Song, der leise begonnen hat und seinem Klimax zusteuert. Man möchte Putnam unter vorgehaltener Hand ein „Shine on you crazy diamond“ zuflüstern, wenn er diesen Ratschlag nicht schon von sich aus befolgen würde.

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