Raekwo – Immobiliarity
Zeitenwandel. Das allgemein eingeführte Wu-Tang-Logo, einst Signet von Untergrund-Distinktion und damit hochgradig tätowierungverdächtig, strahlt nun in Brillis hinter Rolex-Glas. Jetzt, wo sich der Mythos demaskiert hat, mischt man halt mit im ganz normalen, voll affirmierten „Ich zeige was ich habe“-Spiel. Im Vergleich zu Dirty, RZA und Method Man war „Chef“ Raekwon, so genannt wegen seiner Kochkünste und den mütterlich-ausgleichenden Qualitäten, noch nie derjenige, der den kreativen Irrsinn gepachtet hat. Diese Rolle wird nun weiter zugespitzt -auf allen Fotos zeigt sich die aufrechte Straßeninstanz des Clans in größeren Runden, wo ihm immer die gute Rolle des zentralen Kumpels, des Alpha-Rüden, zukommt. Ihren Höhepunkt findet diese Familienmetaphorik in einer schwülstigen Mama-Hymne, die sich zu Wu-Tangs erster Platte verhält wie Jean Michel Jarre zu Atari Teenage Riot. Was sicherlich damit zusammenhängt, dass RZA die Produktionshoheit und damit die musikalische Corporate Identity des Clans längst aufgegeben hat. Einzige Reminszenz ist der intensive Einsatz von Piano. Der wird allerdings so organisiert, wie es der intuitivste Produzent seit Prince Paul nie vollzogen hätte. Ergibt eine Aneinanderreihung kleiner Skizzen, Stücken, die auf einer Idee und einem Beat basieren, und statt expressiver Intensität eher von einer notwendigen Pflichtübung künden. Schlecht ist das nicht, aber auch weit entfernt von begeisternd. Oder anders: IMMOBILIARITY könnte auch eine bessere Veröffentlichung auf No Limit sein.
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