Rage Against The Machine – Evil Empire

Es war eine der mit riesengroßer Spannung erwarteten Neuveröffentlichungen für dieses Jahr – und nun ist es auch eine der ganz großen Platten von 1996 geworden. EVIL EMPIRE von Rage Against The Machine, das zweite Album des aggressiven Quartetts aus der Crossover-Szene der amerikanischen Westküste. Mit ihrem gleichnamigen Debüt waren Rage Against The Machine einer der heißesten Senkrechtstarter des Jahres 1993, mit EVIL EMPIRE werden sie mit Sicherheit erneut ganz nach vorne kommen. Die Band lebt natürlich immer noch von der Urgewalt ihres Brachial-Sounds, der wieder nach dem wunderbar anachronistischen Motto „Gib Keyboards, Samplern und Synthesizern keine Chance“ direkt aus Bass, Gitarre und Schlagzeug geprügelt wird. Nur bei einigen Intros hat man offenbar die verhaßte Digitaltechnik zu Hilfe genommen, und bei ‚Roll Right‘ dürfen sogar kurzzeitig Bongos und Congas für ein bißchen Groove sorgen – doch das macht noch keinen Verrat am Sound-Reinheitsgebot aus: Rage Against The Machine klingen wie frisch aus dem Röhrenamp. Gleich zu Beginn steigen sie bei ‚People Of The Sun‘ mit einem drolligen, ledzeppelinartigen Gitarrenriff ein, prompt folgen die für die Band typischen Lautstärke- und Spannungssteigerungen. Auch sonst bleiben sich RATM bei ihrem Ausflug ins Reich des Bösen treu. Vor allem Gitarrist Tom Morello zelebriert wieder fleißig seine eigenartigen Gitarrenläufe, die sich zunächst oft anhören wie abgewandelte Fingerübungen aus dem Gitarrenunterricht, dann aber regelmäßig zu brachialsten Lärm-Riffs auswachsen. Da die Band ihre Musik ja immer schon auch als politisches (Protest-)Medium begriffen hat, ist Sänger Zack de la Rocha natürlich auch im EVIL EMPIRE wieder am Brüllen gegen alle Ungerechtigkeiten dieser Welt. Diesmal wirken die Agitationen – wie bei ‚(Born) Without A Face‘ – allerdings ein bißchen aufgesetzt. Das ist vielleicht die interessanteste Veränderung bei den Kalifomiern – bei aller immer noch vorhandenen zynischen Gesellschaftskritik: Rocha, Morello und Co. entwickeln sich ein klitzekleines bißchen weg von der politischen Botschafterei (nach dem Bekenntnis „Wir sind sozialistische Rockmusiker“), und legen dafür noch mehr Augenmerk auf den via Equipment artikulierten Zorn. So ist auch die zweite Scheibe von Rage Against The Machine mit Produzent Brendan O’Brien ein ungemein aggressives, energiegeladenes Meisterwerk geworden. Wer eine Antwort sucht auf die Frage: Wieviel Wut paßt auf eine einzige Platte? auf EVIL EMPIRE kann man sie finden.