Ramones – Anthology: Hey Ho Let s Go!
„Sie können ihre Instrumente nicht spielen“, „Sie kennen nur drei Akkorde“,“Alles tönt gleich“ – drei von vielen Kritikerstimmen, die sich 1976 beim Rezensieren des Albums RAMONES den Ärger von der „verletzten“ Kunstkennerseele schrieben. Tja, nach dem ganzen heiligen Pomp um Rockstars und schmierige Konzeptalben der 70er Jahre, mußte den „seriösen“ Musikjournalisten ja angesichts solch grober Töne der Magensaft extrem sauer werden. Doch die Geschichte revidierte schon öfters vorschnell geäußerte Meinungen. Joey Ramone und Company – sie waren ja keine wirklichen Brüder – aus Manhattan entwickelten in 25 Jahren einen Heldenmythos, wie sonst nur die Sex Pistols. Doch mehr noch als den von ihrem cleveren Manager Malcolm McLaren auf Punk getrimmten Pistols, nahm man den in zerissenen Jeans,T-Shirt, Lederjacken und Pilzkopf uniform ausgestatteten Ramones die authentischen Punks ab-energisch, druckvoll und auf die Akkorde E.Aund D konzentriert. Im Gegensatz zu ihren englischen Kollegen umgab die Ramones, die ihren Namen einem Pseudonym Paul McCartneys entlehnten, der in den „heißen“ Tour-Tagen der Beatles unter dem Namen Paul Ramone in Hotels eincheckte, trotz Niederwalz-Sound nie der Hang zur Destruktivität. Mochten sie auch den „Blitzkrieg Bop“ fighten oder frech fordern „Now I Wanna Sniff Some Glue“ – die Ramones waren niemals eine Band, die die Jugend bedrohte. Sie wurden von ihren Fans vielmehr als überlebensgroße Comic-Figuren liebgewonnenn, die mit ihrem Schlachtruf „Gabba,Gabba, Hey“ den Startschuß zur Ablenkung vom Alltag gaben: In Form einer komprimierten Anti-Streß-Therapie mit ultraschnellen Gitarrenriffs in knapp zwei Minuten – klassische Punk-Tugenden eben. Anthology: Hey Ho Let s Go! reflektiert mit 58 Songs auf zwei CDs in 140 Minuten zweieinhalb Dekaden Spaß, Spaß und nochmals Spaß. Vom ersten Album über das umstrittene, von Phil Spector produzierte END OF THE CENTURY (1980) bis hin zum ’96er ADIOS AMIGOS. Wer Freude an Wort und Bild hat, dem wird das Hardcover-Büchlein mit schlauen Texten von Kult-Manager Danny Fields (u.a. The Stooges) und Autor David Fricke zur Bibel werden.
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