Reclam Rock Klassiker :: Liederatursammlung

Mit einem klugen Konzept bereichert Reclam den Markt der Pop-Lexika.

Ein Poplexikon ist, ganz banal, ein Lexikon über Pop. Kein Rocklexikon, kein Jazzlexikon und schon gar kein Reggaelexikon. Ergo findet man heutzutage in solcherart Lexika ein mehr oder weniger getreues Abbild einer heute in höchstem Maße fragmentierten Popszene, das die unterschiedlichsten Künstler und also auch unterschiedlichsten Stile nebeneinander vorstellt. Und weil nach fast 50 Jahren Pop die Masse eine so unübersichtliche ist, wird jeder schnell und effizient abgefeiert, werden akkurat die Alben und die künstlerisch relevanten Koordinaten geortet. Danach: der Nächste im Alphabet, bitte! Wer schnelle Information und Orientierung braucht, ist mit einem solchen Konzept bestens bedient. Erfahren tut er indes wenig über Stile, Strömungen, Moden, Innovation, Tradition und nicht zuletzt die komplexen soziokulturellen Hintergründe populärer Musik. Hier setzen die Reclam Rock Klassiker an. Zunächst einmal beschränken sich die Autoren – so renommierte wie Karl Bruckmaier, Gerald Hündgen und Wolf Kampmann auf Rockmusik und ihre direkten Verwandten wie Folk, Soul, Blues und Jazzrock. Darüber hinaus filtern sie aus den immer noch reichlich zahlreichen Persönlichkeiten die interessantesten und einflussreichsten, verfahren aber in der Auswahl gelegentlich durchaus subjektiv. Und drittens erlauben sie sich, in die Tiefe zu gehen. Da schreibt Kollege Peter Kemper über Eric Clapton und dessen fürwahr interessante Laufbahn knappe 40 Seiten, und ähnlich umfassend analysiert Günter Hottmann die entscheidende Rolle, die Miles Davis für die Entwicklung des Jazzrock spielte. Ein Kapitel, das beispielhaft zeigt, wie Reclam Rock Klassiker dort, wo es Sinn macht und Galionsfiguren eine stilprägende Rolle gespielt haben, den Fokus von den persönlichen Biografien löst und auf die Stile als solche richtet. Außenseiter wie die Avantgardisten von Henry Cow oder Robert Wyatts Soft Machine werden ebenso gewürdigt wie Mainstream-Acts vom Schlage Stones, Pink Floyd oder Monkees. Ob das Kapitel über Sven Väth und Techno tatsächlich vonnöten war. lassen wir mal dahingestellt – Fakt ist: Wer es gelesen hat, weiß mehr. Überflüssig zu erwähnen, dass die Autoren samt und sonders großartige Schreiber sind, die es verstehen, die Dinge unterhaltsam UND präzise darzustellen. Jeder Biografie ist überdies eine vollständige Discografie angegliedert. Fazit: Der weiße Schuber mit den drei Bändchen im klassischen Reclam-Format ist ein Gewinn für jede Popbibliothek. Und absolut unterrichtstauglich. www.reclam.de