Ricardo Villalobos – Fabric 36
Die Institution Mix-CD benutzt der DJ normalerweise zur Verbeugung vor seinen Beeinflussern. Oder er will darauf zeigen, wo er gerade steht, manchmal auch, wo er demnächst hin will. So gesehen könnte man es als leichten Anflug von Größenwahn werten, wenn Ricardo Villalobos für seine Ausgabe der Fabric-Reihe ausschließlich eigene, bisher unveröffentlichte Tracks benutzt und somit mit einem reinen Artist-Album die Grundidee der Mix-CD ad absurdum führt – und wahrscheinlich da mit einen Rattenschwanz von ähnlichen Projekten nach sich ziehen wird. Der Zweck heiligt die Mittel bei Fabric 36, weil der gottgleiche Berliner DJ das Beste aus den zwei Welten vereinigt und damit mit einer Mix-CD sein bisher bestes Artist-Album abgeliefert hat. Fabric 36 handelt von Sounddesign. Es passiert ziemlich viel in diesem Mix, mehr als normalerweise im Minimal Techno. Trotz eines grundsätzlich der Tanzbarkeit gewidmeten Mixes schiebt Villalobos immer wieder ungerade, experimentelle, abstrakte Sounds über den Groove. Manchmal braucht ein Track ein paar Minuten, bis ersieh in den nächsten hineingeschoben hat, manchmal bleibt der Beat als Fixpunkt komplett aus. Villalobos spielt mit den Erwartungen an House/Techno als Funktionsmusik. Man kann Fabric 36 auch als einen langen, epischen Track sehen. Als Kunstwerk, so wie elektronische Musik in den 70er-Jahren gemeint war.
www.ricardovillalobos.com
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