Richard Ashcroft – Human Conditions :: Größenwahnsinnig
Richard Ashcroft hat stets Großes im Sinn, und es ist vielleicht seine größte Kunst, dass ihm der Übergang zum Größenwahnsinn fließend gelingt. Umkehrschluss: Wenn er sich überklimmt, merkt es kaum einer. Wir haben Lloyd Cole, Ian Mc[tulloch und wie sie alle heißen, die sie sich eines zufriedenen Tages dem Opulenten in der Musik zuwandten, dereinst so viel verziehen. Wer wollte da angesichts des immer üppigeren Wuchses in Ashcrofts blühenden Gärten über Überdüngung lamentieren? Über Talvin Singhs Tablas, die im Ashcroft-Meterware-Rocker „Bright Lights“ nur aufgeregt vor sich hin klappern? Über das alles zur Hymne verdammende bittersüß-symphonische Streicher-“ Riff“ in „Science Of Silence“? Über den heftig zu tadelnden Umstand, dass auch Sir Richard nicht widerstehen wollte und sich für das ordentlich ins Finale gegospelte „Nature Is The Law“ das verwirrte Genie Brian Wilson als Chorbruder an die Seite verhandeln ließ, nur um so weiter Raubbau an einer Legende zu betreiben? Doch nur ein sinnliches Stöhnen, ein Kehlkopfflattern Eurer Hohlwangigkeit, und alles (bis auf die Sache mit Wilson!) ist vergessen. Balladen wie das von Ambient über Blues sich in ein einziges Hitzeflimmern transzendierende „God In The Numbers“ oder das an einem durchs All schwebenden Klavier gespielte, sich in Hall und Echo, „Ooohs!“ und „Aaahs!“ suhlende „Running Away“ sehen ein Licht, in das der Rest von Britpop-Engtand kaum zu blinzeln wagt. Feisteste Gediegenheit. Breitestes Format. Ashcroft, du Gott, du!
www.richardashcroft.com
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