Richard Hawley

Hollow Meadows

Parlophone/Warner VÖ: 11. September 2015

Wir haben Götz Alsmann, die Briten Richard Hawley: Sentimentale Balladen des Stilisten aus Sheffield.

Den Vorgänger, STANDING AT THE SKY’S EDGE, hatte der Tollenträger seine „wütende und politische Platte“ genannt, wobei wir hier natürlich nicht von Fugazi-hafter Echauffiertheit reden, sondern von dem fein artikulierten Ärger eines empathischen Salonlinken. Das Album verkaufte sich in Großbritannien gewohnt großartig, doch bei den Reaktionen zeigte sich, dass die Hawley-Käufer die Rocknummern ihres Helden durchaus okay fanden, im Großen und Ganzen jedoch lieber wieder schwelgen und nachdenken möchten: über die Frauen und das Alter, über Gassen und Pubs, Wälder und Wiesen.

Richard Hawley, der früher – das vergisst man langsam, aber sicher – Gitarrist der Longpigs und Live-Mitglied bei Pulp war, tut seinen Fans nun den Gefallen und fokussiert sich auf HOLLOW MEADOWS wieder auf die Balladen. Das Auftaktstück heißt „I Still Want You“, da schwingt die Nostalgie schon im Titel mit. Neu ist, dass die Stimme des Sängers brüchiger klingt, die große Eleganz ist weg, man kann das Alter hören – was Freunde dieser Musik sicherlich so tröstlich finden wie den Haarausfall bei Nick Cave: Seht her, unsere Helden, auch sie werden zu älteren Männern! Bei „Which Way“ dürfen die Gitarren ein bisschen knistern, das Tempo bleibt jedoch verhalten, ein wenig erinnert Hawley hier an Paul Weller, jedoch ohne dessen Soul.

Optisch übrigens kommt er Götz Alsmann immer näher – manchmal sogar musikalisch: Hawley gibt eine schlager­artige „Serenade Of Blue“, für „Nothing Like A Friend“ lud er sich den alten Kumpel Jarvis Cocker ins Studio ein, der aber nicht singt, sondern den Bass tupft. Sonst wären Zeilen wie „In the end, there’s nothing like a friend“ wohl auch komplett in der Sentimentalität versumpft.