Ringsgwandl – Vogelwild

Der Arzt und Rock-Satiriker aus Garmisch-Partenkirchen beginnt sein drittes Album mit scheinbar resignativen Tönen: „Wie die Johr vorbeigeh’n“ ist eine melancholische Folkblues-Meditation über das unausweichliche Verrinnen der Zeil und die Vergeblichkeit allen Daseins. Danach geht’s — bei erstmals gleicher Bedeutung von Text und Musik — einmal mehr quer durch den Gemüsegarten: ein bißchen Funk, ein bißchen Bayern-Hiphop, Bluesiges in diversen Spielarten und Stimmungen (ländlich, psychedelisch, ongejazzt). Bei Ringsgwandl wird der Rock V Roll-Kosmos zu einem Sammelsurium aus lauter treffend skizzierten Stil-Miniaturen. Er beschäftigt sich mit Ausländerfeindlichkeit (.Apocalypse Berlin“), deliriert über den deutschen Menschen im Verkehr (.Stau“), sinniert über jene Privilegien, die aus genetischen Zufällen entstehen können (.Schöne Frau“) und machl eine .Hoasse Nudl“ („Heiße Nudel“) an. Nur einmal, in der Polka „Sekt“, rutscht er in die Kleinkunst-Kiste ab. Zum guten Schluß gibt’s noch Trost für alle, die dem Phänomen Ringsgwandl bisher ohne endgültige Erleuchtung hinterhergrübellen. Denn da fragt sich der skurrile Bayer selber: .Bin ich ein Genie, das die Leute durch Gaudi glücklich macht? / Oder bin ich nur ein Kaspert, über den der normale Mensch nur lacht?“ Ja, wenn’s denn der Künstler selbst nicht weiß …