Robbie Williams – Intensive Care :: Erster Eindruck: Mittelintensiv

In einem Aspekt ist Robbie Williams sechstes Studioalbum auf jeden Fall mal einzigartig: Es namedroppt den guten alten Oran‘ „Juice“ Jones. Und ja: Um den zu kennen, muß man die 8oer mitgekriegt haben, in denen Robbie seine lugend verlebte, der nostalgischmelancholisch hinterherzuhängen er auf Intensive Care einige Zeit einräumt. Melancholie ist einmal mehr der Grundton – ein wiederkehrendes Thema ist auch wieder das in „The Trouble With Me“ und „Make Me Pure“ variierte Lamento von der vergeblichen Suche des Robbie nach der wahren Liebe. The New Robbie ist dies also nicht. Songs wie „Advertising Space“ und „King Of Blöke And Bird“ geben sich Mühe, den kontemplativen Texten mit atmosphärischen Klangwebereien und country-igen Gesangsharmonien unter die Arme zu greifen, hie und da puckert es Pet-Shop-Boyig, Flächen flirren. Andernorts fährt dann aber auch wieder jenes Midtempo-Großpop-Hymnen-Gedöns auf, das man so schon weitaus doller gehört hat aus dem Hause Williams. Mitunter irritierend ist Intensive Care, wenn dem Künstler frivol zumute wird. „Your Gay Friend“ macht „frech“ „a-woo/?oo“und hoppelt ein bißchen sehr 80s-synthiequietschend auf den Nerven herum. Und „A PlaceTo Crash“ mit seinem käsigen Stones-Riff und seinem brünftigen Text sucht wohl im ehesten als Stadion-Stimmungshit nach Daseinsberechtigung. Dann aber lieber dreimal den „Rock DJ“. Die großen Bringer fehlen einem heim zweimaligen Hören im Rahmen der Hochsicherheits-Presse-Listening-Session auf Intensive Care irgendwie. So. Aber jetzt check das mal aus: Angenommen, nur mal angenommen, ein kleines Vögelchen von weit, weit her hätte einem Gelegenheit gegeben, noch einmal in Ruhe in Intensive Care reinzuhören, gemütlich und ohne Gewusel und feixende Kollegen und aufgeputzte Hostessen (nichts Grundsätzliches gegen aufgeputzte Hostessen) außenrum. Nur mal angenommen. Dann könnte man entdecken, daß das Großpop-Hymnen-Gedöns hier ein paar wirklich sehr großartige Momente hat. Daß zum Beispiel der supercheesy Refrain von „Sin Sin Sin“ eigentlich ganz schändlich einnehmend und ohrwurmig ist. Daß das kitschige „Please Don’t Die“ in Wahrheit ziemlich anrührend ist. Daß hier melodisch, harmonisch, tiefer im Gewebe tolle Dinge passieren, daß das Pop-Goldhändchen von Stephen Duffy mit subtilem Griff zugefaßt hat. Solche Sachen könnte man, angenommen, es gäbe solche Vögelchen von weit, weither, feststellen. Und man könnte die eigentlich angedachte Drei-Sterne-Wertung nochmal überdenken und korrigieren, zum Beispiel auf:

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