Robert Wyatt – Comicopera
Comicopera ist ein dreiteiliger Songzyklus, der zum Besten zählt, was das erstaunliche OEuvre Robert Wyatts in den letzten 30, 40 Jahren zu bieten hatte – und darunter sind kleine Klassiker Wie Ruth Is Stranger Than Richard (1975), die Rough-Trade-Veröffentlichung von 1981 und die Singles-Sammlung Nothing Can Stop Us (1982). Wyatt, Jahrgang 1945, in den 60ern Soft-Machine-Trommler, spielte immer schon in seiner eigenen Zeit. Er kann Lieder von Liebe und vom Krieg mit einem musikalischen Vokabular erzählen, das dem gewöhnlichen Brit-Popper so geläufig sein wird wie Khmer-Folk aus Kambodscha. Dazu zählen kurze Jazz-Fragmente, die die Lust an der Improvisation andeuten, Steel-Drum-Poesie, Krach, der aus zerstörten Ideen wächst, dann die typischen Wyatt-Lieder, die weichen, in Bläsern und Keyboards verschwimmenden, scheinbar haltlosen Stücke, die beim Hörer ein Gefühl der Erleichterung erzeugen können – wo Popmusik doch ständig die Erdung, ja Erlösung in Beat und Bombast sucht. Wyatt ist der unbeugsame Songwriter geblieben, der sich mit Langsamkeit aus den Klauen des Systems erhebt – seit über drei Jahrzehnten an den Rollstuhl gebunden, querschnittsgelähmt. „You You Youuuuu“ – er singt das mit der Stimme eines Fagotts, einer Oboe vielleicht, die Töne bleiben in den Instrumenten hängen, fahren kleine Kurven, setzen sich hin. Wyatt hat öfters darauf hingewiesen, wie schwer es für ihn sei, mehr als einen Song pro Jahr zu verfassen, da ist familiäre und freundschaftliche Hilfe gerade recht. In den Songwriting-Credits ist seine Frau Alfreda Benge vermerkt, mit der Wyatt seit Jahren im nordenglischen Louth lebt. Brian Eno.derschon auf dem Vorgänger cuckooland (2003) mitwirkte, ist Co-Autor von zwei Liedern und taucht in gesampelter Form hier auf. Man wird jeden Song dennoch sofort als Wyatt-Song hören und sich an der leichten Schwermut erfreuen, die er sogar einem Latin-Track einhauchen kann. Vielleicht ist in diesem Moment auch das Thema dieser Comicopera greifbar: die Entfremdung in und von der anglo-amerikanischen Kultur, die Wyatt bis in seinen Gesang fallen lässt – in Teil 3 singt er spanisch. Als Englisch sprechende Person hat er sich Stille verordnet, „because of this fucking war“.
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