Roberto Di Gioia’s Marsmobil – Strange World
Der 1965 in Mailand geborene und heute überwiegend in München stationierte Keyboarder Roberto Di Gioia gehört schon altersbedingt zu jenen Jazzern, die ganz natürlich mit einem Bein in der Pop- und in der Clubmusik zu Hause sind. Di Gioia hat in seiner Karriere bisher nicht nur mit allen möglichen US-Jazzgröfien gearbeitet, sondern ist vor allem auch als wichtige Kraft in den relativ grooveorientierten Formationen von Klaus Doldinger und Till Brönner aktenkundig geworden und gilt als notorischer Hüpfer über Stilbarrieren. Ähnlich wie ein anderer, sehr viel berühmterer Grenzgänger, nämlich Herbie Hancock, hat Di Gioia ein Faible für neue Klangmaschinen, probiert gerne mit allen möglichen Sounds herum. Da wundert es nicht, dass er nun mit einem Album aufwartet, auf dem er sich ebenso lustvoll wie entspannt in allerlei Variationen dessen suhlt, was man vor zehn Jahren als Acid Jazz bezeichnet hat und heute gerne unter Nu Jazz einordnet. Reichlich mehr oder auch weniger hippe Gäste kann der umtriebige Tastenmann auf stränge World begrüßen: Till Brönner veredelt mit seinem Flügelhorn einen Track („Hand In Hand“), Posaunist Nils Landgren nimmt für ein Stück im Marsmobil Platz, Wigald Boning I!) und Klaus Doldinger überraschen mit Querflötenbeiträgen in schönster Spätsechziger-Psychedelik-Manier. Johannes Enders, der Sax-Mann aus Weilheim, dessen Wege Di Gioia u.a. bei Produktionen mit The Notwist und Console kreuzte, ist mit seinem wunderbar durchdachten Saxofonspiel gleich auf vier Tracks präsent. Das kommt alles sehr lässig und geschmackssicher, allein, man würde sich gelegentlich wünschen, dass Di Gioia und Freunde ihr Können auch mal mit mehr Energie und Wagemut ausspielen.
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