Rock ’n‘ Roll Years – The Photographer’s Cut :: Von Vision On (Hrsg.)
OMNIBUS PRESS. 138 SEITEN. DM 53.Ob Linda McCartney, Jim Marshall oder Anne Leibowitz: Wer eine bebilderte Geschichte der Rockmusik sucht, kommt an ihren Werken nicht vorbei. Die meisten der bisher erschienenen Bildbände haben jedoch eines gemein: den amerikanischen Blickwinkel. Ganz anders nun ROCK’N’ROLL YEARS-THE PHOTOGRA-PHER’S CUT, denn das aus England stammende Fotoalbum versammelt ausschließlich britische Fotografen, die vornehmlich einheimische Künstler vor die Linse lockten – von Ausnahmen wie Frank Zappa, Sonny & Cher, Lou Reed oder Iggy Pop einmal abgesehen. Der Schwerpunkt liegt also beim britischen Beitrag zu den Rock’n’Roll Years. The Beatles, Sex Pistols, lan Curtis und Richard Ashcroft inklusive. Eines vorneweg: Die Qualität der Bilder ist über jeden Zweifel erhaben, zählen Fotografen wie Gered Mankowitz, Mick Rock, David Wedgbury, Kevin Cummins oder Pennie Smith doch zu den Großen der Branche. Umso schöner, dass auch die Auswahl gelungen ist, denn von einigen wohlbekannten Shots abgesehen, bietet ROCK’N’ROLL YEARS-THE PHOTOGRAPHER’S CUT Material, das noch nicht x-mal abgedruckt wurde. Die 24 beteiligten Fotografen durchstöberten die Archive nach ihren persönlichen Lieblingsfotos, wobei edles Schwarzweiß dominiert. Offenbar erst Mitte der goer konnten sich Britanniens Fotokünstler zum Kauf von Farbfilmen durchringen, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt. So weit, so gut, doch kein Licht ohne Schatten: Wer etwas über die mitunter kunstvoll in Szene gesetzten Rockgrößen erfahren möchte, legt sich am besten ein x-beliebiges Poplexikon neben den aufgeschlagenen Bildband, denn letzterer hat in dieser Hinsicht überhaupt nichts zu bieten. Niemand erwartet in einem Fotoband ausufernde Bio- und Discographien, doch ein paar erläuternde Worte wirken Wunder. Oder setzen die Herausgeber voraus, dass der werte Betrachter, sofern jünger als vierzig Jahre, auf Anhieb weiß, wer Gary Glitter war, warum lan Curtis so niedergeschlagen wirkt, oder was unter all den Musikerinnen und Musikern Led Zeppelin-Manager Peter Grant zu suchen hat? Wobei letzterer außerordentlich fotogen ist und einen der Höhepunkte des Fotobandes markiert. Auch schön: Bryan Ferry mitsamt einer Dame, die ihm zu Füßen liegt, der junge Iggy Pop in silberner Lurexhose oder David Bowie, der Mick Ronsons Gitarre oral befriedigt. Und selten wurde so deutlich, dass Richard Ashcroft in Wirklichkeit ein magisch verjüngter Mick Jagger ist. ROCK’N’ROLL YEARS liefert den Beweis, schwarz und weiß.
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