Rolling Stones – Tattoo You

Noch jedesmal entsteht dieses Prikkeln, wenn monatelang keine Stones auf dem Teller lagen und dann ein neues Album eintrifft. Derartige Abstinenz darf aber nicht blind machen. Auch jetzt wieder hochgestellte Ohren bei Jagger und Richard’s ersten Tönen – das sind sie und nur sie. Oder doch nicht? Denn „Start Me Up“ liegt riffmäßig im Bereich von Frees „Alright Now“: Note 4. Ein bißchen flotter, straight, doch recht gleichförmig kommt „Hang Fire“: noch 4. Die Glocke aus „Honky Tonk Women“ kündigt -im gleichen Tempo – „Slave“ an, die Hülse eines Songs, positiv aufgefüllt von untermalender Orgel und E-Piano. Endlos-Wiederholungen im Text, schön schräges Saxophon : 3. Der erste Ausfall heißt „Little T&A“. Chauvi Richards (was wohl meint „T&A“…?!) singt ausgesprochen mäßig einen farblosen Rock’n’Roll. Charlie holzt: 2. „Black Limousine“, mitkomponiert von RonWood, ist der Blues. So grandios wie 1966 die B-Seite „Who’s Driving Your Plane ?“. Feine Harmonika: 5. „Neighbours“ – Charlie holzt schon wieder, trotzdem guter Standard im gesteigerten Tempo. „Send It To Me“ allerdings klang sehr ähnlich: noch 4. Seite zwei überrascht. Fünf durchweg ruhige Nummern, qualitativ fast auf einer Ebene. „Worried About You“, „Tops“, „No Use In Crying“ und „Waiting On A Friend“ sind gut: 4. Was (mich) hier stört, ist der mittlerweile ermüdende, uninteressante Eunuchengesang, der immer wieder die Rock-Kanten abschleift und das Material aufweicht, Tendenz: Salon-Disco (sie kämen auch ohne sowas in die US-Charts (…). Gelungen dagegen die Verzerrung dieses Gewispers und akttraktive Hall/Echo-Effekte in „Heaven“: 5. Macht alles in allem eine glatte 4, nicht weniger, aber auch keinesfalls mehr. Und genauso ist letztlich der Gesamteindruck nach dem dritten Durchlauf. TATTOO YOU gefällt mir wesentlich besser als EMOTIONAL RESCUE und SOME GIRLS. Die Jubelarien um diese Platten verstehe ich bis heute rächt.