Ron Sexsmith – Cobblestone Runaway

Rod Stewart und Anne Sophie von Otter haben seine Songs schon gesungen, Ron Sexsmith aber schrubbt immer noch eher am Rande der Glitzerwelt seine Gitarre. Was so auch nicht stimmt, denn Sexsmith schrubbt seine Gitarre nicht, sondern entlockt ihr liebliche Tonfolgen, die bei aller Sanftheit eine fast preußische Akkuratesse tragen. Sexsmiths Kompositionen strotzen vor Ordnung, und es ist wohl zuletzt diese Ordnung, die den Hörern das Gefühl von Geborgenheit schenkt. „God Loves Everyone“ singt der kanadische Songwriter und unterstreicht diese Botschaft mit folkig klaren, mal Vaudeville-artig schaukelnden, mal jazzig gravitätischen, mal poppig leichtfüßigen Song-Geschmeiden, die sogar ab und an glitzern. Nicht wie teure Brillanten, sondern wie Raureif auf der Windschutzscheibe. Schön, aber dann muss man kratzen. Und aus ist’s mit dem Geglitzere. Ähnliches widerfährt auch einigen Sexsmith-Stücken: Sie sind erst lieblich anzuhören, erweisen sich für die raue Wirklichkeit dann doch zu schwächlich, weil zu dünn gestrickt. Etwa gleich stark stehen sich auf Cobblestone Runaway eingängige Song-Pretiosen modernen Songwritertums und zahnlose Halbheiten gegenüber. Aber nicht falsch verstehen: Sechs, sieben gelungene wärmende Songs sind auch was wert in dieser Jahreszeit.

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