Rosanne Cash – Rules Of Travel

Schon im März ist Rules Of Travel in den USA erschienen, die deutsche Capitol-Vertretung indes brauchte bis jetzt, um sich zur Veröffentlichung hierzulande durchzuringen. Is‘ ja schließlich gute Musik, muss man zweimal drüber nachdenken … Rosanne, inzwischen wie große Kolleginnen ihrer Generation – Halbschwester Carlene Carter, Lucinda Williams und Emmylou Harris – um die 50, hatte seit 10 Song Demo (1996) nichts mehr von sich hören lassen. Die Sängerin veröffentlichte ein Buch mit Kurzgeschichten und litt Ende der Neunziger an einer langwierigen Stimmbanderkrankung, die ihr das Singen für einige Zeit unmöglich machte. Unter den Produktionsfittichen von Ehemann John Leventhal und mit prominenter Schützenhilfe entstanden, zeigt Rules Of Travel eine Künstlerin, die in Sachen Songwriting und Performance den Level der besten Konkurrentinnen lässig hält. Zudem ist Cash mit dieser markanten Altstimme gesegnet, die jeden Song mit unverwechselbarer, warmherziger Aura versieht. Wenn dann noch Vater Johnny sein weltenweises Organ dazugibt, bekommt ein Song wie das anrührende „September When It Comes“ geradezu biblische Kraft. Dass Leventhal seiner Gattin ein gediegen-unaufgeregtes Klanggewand schneidert, das mit Neo-Country so wenig zu tun hat, wie es den biederen Pop-Appeal einer Shania Twain meidet, macht Sinn. Rosannes Alben, auch die seinerzeit sehr erfolgreichen mit Rodney Crowell, waren fern von Stil-Klischees und Cashs ureigenem Traditionsverständnis verhaftet. Und dort hat die Carter Family ebenso ihren Platz wie Carly Simon und Nick Löwe. Zur Seite standen Rosanne Cash hier Seelenverwandte wie Steve Earle, Sheryl Crow sowie Teddy Thompson. Wer solche Alben wie Rules Of Travel macht, darf sich lange Pausen leisten.

>>> www.rosannecash.com