Santana – Supernatural
Wenn Musiker ein bestimmtes Alter überschritten haben, wird jedes weitere Lebenszeichen gerne pauschal als „Comebackversuch“ gewertet. Carlos Santana kommt nicht zurück, weil er seine Hacienda, den Latino-Rock, niemals wirklich verlassen hat. Dort sitzt er, die Finger kein bißchen ermüdet vom Rheuma der Legenden, und tut, was er immer tat, nämlich Gniedeln – so zumindest muß seine Gitarre in den Ohren derer klingen, die den Glauben an das Instrument verloren haben. Seinen ganz eigenen Ton hat ersieh bewahrt,selbst im beiläufigsten Lick läßt sich sein sahniger Stil wie ein akustisches Wasserzeichen erkennen. Santana halt. Das dachten sich wohl auch Everlast („Put Your Lights On“), Eagle-Eye Cherry oder Dave Matthews, als sie vom Maestro eingeladen wurden, auf SUPERNATURAL mitzuwirken. Sie sind es auch, die das Material des Haudegen sanft in die 90er schubsen, während Santana selbst sich auf zurückhaltende Arabesken beschränkt. Weitgehend freie Hand ließ er auch Lauryn Hill, Jerry „Wonder“ Duplessisund Wyclef Jean,der dem filigranen Santana Bässe wie Betonklötze ans Bein binden muß, bevor er ihn der HipHop-Gemeinde vorstellen kann: „Ladies and gents.turn upyour soundsystems tothe sound of Carlos Santana“. Das ist charmant, aber bevor das genretypische „aha, soso, yo.mmhh, aha, jaja, oho“ allzu sehrauf den Wecker fällt, versöhnt ein finales Gitarrenduell mit Eric Clapton -„The Calling“ ist verkehrte Welt, das langweiligste Stück auf einer an langweiligen Stücken armen Platte.
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