Sebadoh

Defend Yourself

Domino/Goodtogo

Famose Rückkehr des Indie-Rock-Trios mit Lo-Fi-Herz.

Alle großen Indie-Rock-Bands aus den 90er-Jahren haben ihre Verdienste. Sebadoh zum Beispiel haben uns beigebracht, dass Wirkung nichts mit Können zu tun haben muss. Die frühen Platten des Trios standen klangtechnisch auf ziemlich wackeligen Beinen, doch die Gefühle, die sie transportieren, waren tonnenschwer. 1999 hörte die Band dann auf. Sebadoh kniffen vor den Nullerjahren. Alles zu digital. Das Comeback begann im Jahr 2012 mit einer EP für Fans, jetzt gibt es ein neues Album – und man ist zunächst einmal baff, wie sanft Sebadoh ihre Hörer an die Hand nehmen. Lou Barlow kehrt sein Innerstes nach außen, fordert eine alte Liebe auf, einen eigenen Weg zu finden, er werde das schließlich auch hinbekommen. „I Will“ ist ein Hit, wie man ihn früher an die erste Stelle einer selbst erstellten Compilation gepackt hätte. Sebadoh geben sich danach sperriger, aber mit vollem Sound. Auch Bassist Jason Loewenstein bekommt seine Momente, und die sind wie früher so nervös und kratzbürstig wie die Songs von Mission Of Burma. Defend Yourself pendelt sich auf einem guten Niveau ein, bevor gegen Ende zwei Lou-Barlow-Kompositionen dorthin zielen, wo im Gehirn die Melancholie entsteht. Die sanfte Aufforderung „Let It Out“ bleibt akustisch, ist aber mit allerlei Verzierungen versehen. Und „Listen“ geht im Anschluss sogar noch einen Schritt weiter: Es ist ein trauriges Geständnis, zunächst sinister wie aus den Wäldern von „ Twin Peaks“, nach einer melodiösen Kurvenfahrt klingt das Stück schließlich so cool wie die großen Songs auf dem Sebadoh-Klassiker Bakesale.