Sexsmith & Kerr – Destination Unknown

Vielleicht fährt er zum Kiosk, vielleicht zu den Nachbarskindern. Ein Ziel wird er schon haben, der kleine Junge, der uns da vom Coverfoto anblickt. Daß das Ziel unserer Reise ungewiß ist, Destination Unknown, das wird er erst wissen, wenn er das Plastikauto, auf dem er sitzt, gegen ein richtiges Auto getauscht hat, wie es hinter ihm steht. Vielleicht wird er dann zum Melancholiker wie Ron Sexsmith, der auf dieser Platte den Topos der unbeschwerten Kindheit beschwört. Der Süßigkeitenladen („Diana Sweets“) wird für immer verbunden sein mit Erinnerungen an „sweet summers now long gone“. genauso wie der Limonadenverkauf und das Baumhaus, in das man auch als Erwachsener manchmal klettern möchte. „to hold back the tide from boyhooc“ to man „laus „Lemonade Stand“). Daß solches Sinnieren „sentimental reasons“ hat und man die verlorene Zeit höchstens für die Länge eines Songs zurückholen kann, weiß Sexsmith natürlich auch. Und so hat der Kanadier auf diesem Album 13 Lieder versammelt, die den Wirkungen der Zeit in all ihrer Widersprüchlichkeit ins Auge sehen. Und das tut er wie immer so schlicht und herzenswarm und innig, daß einem selbst eine Platitüde wie die der alle Wunden heilenden Zeit („Counting On Time“) nicht peinlich ist. Die zweite Stimme von Sexsmiths langjährigem Drummer und Cellisten Don Kerr, mit dem der Songwriter hier ein Everly-Brothers-artiges Duo bildet, hätte es da manchmal gar nicht gebraucht. Die rein akustischen Arrangements sind schnörkellos und bemühen nur ab und an Drums

oder gar Streicher. Kein großer Wurf wie Retriver, aber die ideale Platte, um die Zeit bis zum nächsten regulären Sexsmith-Album zu überbrücken.

www.ronsexsmith.com