Shamir

Revelations

Father/Daughter/H’art (VÖ:03.11.)

Shamir schlängelt sich mit Falsettgesang und 90er-­Attitüde durch Glitch-Pop und Alternative-R’n’B-Gefilde.

Mit seinem Debüt, RATCHET (2015), wurde Shamir Bailey schnell zur einer der vorderen Adressen für Discomusik: Der Las Vegan erfreute mit seiner eklektischen Mischung aus Funk, Dance-Punk und House Kritiker wie auch Tanzbeine. Das ist nun passé, das neue Album REVELATIONS kommt mit Reset: Die Platte klingt introvertiert und vor allem sperrig.

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Der frühere Sound wird von Lo-Fi-Arrangements verdrängt, stilistisch pendelt sich die Musik zwischen Glitch-Pop, Alternative R’n’B und 90er-Attitüde ein. Die klangliche Reduktion stellt den Falsettgesang in den Vordergrund, den Shamir, der offen mit einer „non-binary“ Gender-Identität lebt, facettenreich einzusetzen weiß: Während er im Albumauftakt, „Games“, noch verletzlich klingt, intoniert er die Single „90’s Kids“ bewusst mit einem Augenzwinkern. 

„Our parents say we’re dramatic, but they always ask for more than we do. So fuck you.“ Highlight der Platte ist wohl der Schlusssong, „Straight Boy“: Spärlich instrumentiert und größtenteils von einen Basslauf getrieben, der an die Pixies erinnert, setzt er sich offen mit Shamirs Sexualität auseinander, lässt einen Blick in sein Seelenleben zu – und trifft den Hörer mitten ins Mark. REVELATIONS ist ein schwer greifbares, anstrengendes Album, das viel will, sich dafür aber nur knapp 30 Minuten Zeit lässt. Die Ideen, die es enthält, hätten für ein Doppelalbum gereicht.