Shelby Lynne – I Am Shelby Lynne
Dieser von der Lippe-man kann ja von ihm halten, was man will. Manchmal geht’s halt mit ihm durch und er haut arg daneben. Aber hin und wieder erwirbt er sich bleibende Verdienste um die musikalische Kultur der hiesigen Hitlisten (um die es ja in der Regel eher lausig bestellt ist). Diesmal also hat er bei „Geld oder Liebe“ die Werbetrommel für Shelby Lynne gerührt, fast fünf Minuten lang über deren Album I AM SHELBY LYNNE monologisiert. Und das, verdammt nochmal, zu Recht. Dusty Springfield selig wäre auf dieses Album ebenso stolz gewesen wie, sagen wir mal, Sheryl Crow oder manch‘ andere von diesen in letzter Zeit so erfolgreichen US-Ladies. Das Album strotzt geradezu vor prachtvollem Memphis Soul der guten altem Atlantic-Güteklasse.Vom machtvoll schiebenden Groove des Openers „Your Lies“ über das AI Green-beeinflusste „Leavin“‚, das nostalgische „Gotta Get Back“ mit Stevie Wonder-Harp bis zum intim-bluesigen „Black Light Blue“ -I AM SHELBY LYNNE hat keinen Ausfall. Jeder einzelne Song könnte aus der Sixties-Liederfibel stammen – und doch klingen sie alle frisch und knackig nach Hier und Heute. Produzent Bill Bottrell, der einst schon Kollegin Crow auf die Schiene half, hat dem Album seine Ecken und Kanten gelassen. Gut, denn so besteht auch nach mehrmaligem Hören nicht die Gefahr der Abnutzung. Und noch etwas: Endlich mal ein Album, das nicht versucht, quantitativ mehr zu sein als es qualitativ ist: zehn Songs, 36 Minuten Spielzeit, kurz und heftig das Ganze. So soll’s sein. Dann ist auch jede Minute ihre Mark wert.
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