Shout Out Louds – Work :: VÖ: 26.2.

Sätze, die keiner lesen möchte in einem Pop(musik)magazin: Popmusik sollte man nicht so ernst nehmen. Popmusik kann keine Leben retten. Popmusik ist im besseren Fall gute Unterhaltung, eine Ablenkung von dem, was einem Lebensenergie abzieht – all die spitzzahnigen Monster und grantigen Bossgegner dort draußen für eine halbe Stunde ins Leere schnappen lässt. Aber immerhin. Warum also möchte der Kritiker im … Kritiker -— eben selbst nichts anderes als ein stinkiger Bossgegner für Popmusik, die keine besonderen Ambitionen zeigt, mehr zu sein als sie ist – genau das zum Vorwurf machen: Dass sie sich erst gar nicht vornimmt, was circa 99 Prozent aller Unterhaltungsmusik-Schallplatten sowieso nicht schaffen?

Das mit den fehlenden „besonderen Ambitionen“ soll im Fall von WORK (man beachte schon den von besonderer Strebsamkeit zeugenden Titel) bitte auch nicht missverstanden werden: Die Shout Out Louds haben durchaus Anstrengungen unternommen, nicht immer die gleiche Kellertreppe hinunter zu purzeln, in den Indie-Keller, den Kids zwischen die Beine. Sie sind nach Seattle gefahren und haben mit dem Produzenten Phil Ek ein erwachsenes Album aufgenommen („erwachsene Alben“ – was für ein blödes Musikjournalisten-Klischee, natürlich, aber jetzt schauen Sie sich doch allein mal dieses höchst Fleetwood-Mac-vcrdächtige Cover an!). Sie wissen schon: gedrosseltes Tempo, Schlagzeug und Bass gedämpft, zur besseren Entfaltung der Grundmelancholie die Lichtorgel ausgeschaltet und Kerzen angezündet, statt zwei Melodielinien auf Gitarre und Keyboards genügt auch einmal eine: am Klavier.

Und vor allem haben sich die Schweden den New Wave fast komplett ausgetrieben. Das Ergebnis passt allerdings so homogen in die eine bestimmte Reihe von Eks bisherigen Arbeiten (Built To Spill, The Shins, Band Of Horses etc.), dass man sich fragt: Wessen Songs nehmen die Shout Out Louds da eigentlich auf? Wenigstens bleiben ihnen so weitere ermüdende Vergleiche mit The Cure erspart.

Stehen wir also da, ca. drei Zentimeter vom Ende der Rezension entfernt, und hören Lieder mit Kaffee-und-Kuchen-Melodien, die weder die Standuhr noch den Garderobenständer für mehr als einen Moment aus dem Auge lassen. Musik, die keine größeren Ambitionen hat, die das Leben striegelt, damit es etwas geschmeidiger wird. Musik, die es nicht einmal versucht. Was auch immer. Ein Vorwurf? Nein, dafür bin ich jetzt einfach zu müde.

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