Shriekback – Care
Auf dem Innencover ihres Albums beschreiben Shriekback ihre Musik recht treffend mit einem Zitat des Kerouac-Helden Dean Monarty, bekannt für Auto-Rasereien und andere exzessive Beatnik-Genüsse. Das Zitat handelt davon, wie Dinge von selber laufen, wie durch Vertrauen Gefahren vermieden werden.
Die Gruppe um den Ex-XTC-,Fripp-, Iggy Pop-Keyboarder Barry Andrews und den Ex-Gang Of Four Bassisten Dave Allen will das, was sich hier aufs Autofahren bezieht, auf ihre Musik angewendet wissen: In deren Mittelpunkt stehen rhythmische Strukturen der verschiedensten Art – von indischem Raga bis zum harten, weißen Funk, teils monoton-hypnotisch, teils ziseliert.
Die darüberliegenden, melodischen Teile (manchmal nur in Andeutungen vorhanden) haben dagegen oft Choral – oder Gebetscharakter, mal denkt man an Muezzins, dann wieder an Gregonanik, Gospel oder Soul. Nie tritt aber der Sänger als dominierende Persönlichkeit hervor, so daß es schwerfällt, trotz einiger konventioneller Strukturen und trotz Tanzbarkeit im Falle Shriekbacks von Songs zu sprechen.
Dieser Gruppe scheint es eher um eine neue, weiße Improvisationsmusik zu gehen, allerdings ganz ohne auf Improvisations-Tradition, etwa aus dem Jazz, zurückzugreifen. Wenn diese Musik an irgend etwas erinnert, dann an die radikaleren Stellen der Talking Heads-LP REMAIN IN LIGHT oder an Byrne/Enos MY LIFE IN THE BUSH OF GHOSTS.
Der Vorteil einer solchen Musik, das Nicht-Festgelegte, die Sparsamkeit, die Platz für Neuartiges läßt, ist gleichzeitig – zumindest in diesem Stadium der Entwicklung – auch ihre Gefahr: eine gewisse Unverbindlichkeit oder Beliebigkeit der klanglichen Ereignisse.
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