Simple Minds – Good News From The Next World
Auf der Suche nach einem Landeplatz für sein Barock’n’Roll-Pathos trudelt Jim Kerr einer verschollen geglaubten Uranus-Sonde gleich durch den Pop-Äther. Fast vier Jahre nach dem letzten Opus der Simple Minds (THE REAL LIFE) schwanken Branche und Konsumenten zwischen musikalischer Beharrlichkeit und zeitgeistigem Gitarrengehechel. So hat Kerr denn auch seinen berüchtigten Oratorienpo(m)p salomonisch mit zügigem Drive und ein paar irdischen Momenten geliftet. ‚She’s A River‘, der Opener, überzeugt mit glockenhellem Gitarren-Intro, schmissigem Rhythmus und einem sinnenfrohen Jim, der seine Stimme zwischen Bono und Johnny Ray einpendelt. ‚Nightmusic‘ dagegen verfügt über das Potential melodischer Rocknummern, wie man sie von Joe Cocker kennt. Doch dann, immer noch früh genug, sind sie da: die erwarteten Sphärenkadenzen und Syntieschwaden, die mystischen Gitarren und das verhallte Schlagwerk. In Songs wie ‚Hypnotized‘, ‚7 Deadly Sins‘ oder ‚Stand By Love‘ bleibt jede Überraschung konsequent außen vor. Und überhaupt: Sieht man mal von einer zeitweilig aufflammenden, wiederentdeckten Liebe zur Gitarre ab, wird, wer in den GOOD NEWS FROM THE NEXT WORLD nach Experimenten fahndet, in etwa so fündig wie ein Gerichtsvollzieher am Nacktbadestrand. Kerrs Musik ist und bleibt ein akkordgewordenes schottisches Ölgemälde mit Erlöser-Touch. Nach etwas anderem würden die treuen Fans der Simple Minds wohl auch kaum verlangen.(efha) 3
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