Simple Minds – Real Life
Saint Jim aus Glasgow hat seinen Heiligenschein an den Nagel gehängt — jetzt entdeckt er das REAL LIFE mit all seinen irdischen Gelüsten. Und wehe, wenn er losgelassen: Dann röhrt der Simple-Minds-Caruso als „Ghostrider“ oder „Traveling Man“ so richtig dreckig zu furiosem Gitarren-Rock. REAL LIFE ist ein Album wie eine Achterbahnfahrt — mit einer Stilvielfalt, die man den schlichten Gemütern gar nicht zugetraut hätte. Folkloristische Anleihen wie auf dem Vorgänger STREET FIGHTING YEARS machen sich nur noch in zwei Songs bemerkbar — ansonsten setzen Kerr und seine gesundgeschrumpfte Truppe (Keyboarder Mick MacNeil warf nach der letzten Tour das Handtuch) verstärkt auf Soul und Rhythm ’n‘ Blues und schrecken selbst vor afrikanischen Grooves, Wah-Wah-Effekten und rückwärts gespielten Gitarren-Melodien nicht zurück. Wenn sie diese Spurensuche mit ihrem eigenen Monumentalsound verschmelzen LSee The Lights“, ,Let There Be Love’j entstehen grandiose, kramtrotzende Rock-Songs. Wenn sich Kerr hingegen an Prince versucht, geht’s in die Hose: In ,When Two Worlds Collide‘ bewegt er sich zu dicht am Original, und seine Fistelstimme fällt im Vergleich zum lüsternen Gekreische des Zwergs aus Minneapolis doch recht blaß aus. Aber wer zehn Klasse-Songs bringt, darf sich auch zwei Langeweiler erlauben. Vö: 8. April
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