Slipknot – Disasterpieces 2 DVD
Der Clown mit der offenen Schädeldecke muss vorm Konzert erst nochmal kotzen, irgendwas flatscht da auf den Boden, sieht man in der Schnellschnitthektik nicht so genau. Draußen wartet schon das Publikum aus total entmenschten Mittelschülern in frisch gewaschenen T-Shirts, die sich bemühen, möglichst kranke Grimassen und möglichst viele Stinkefinger in die vorbeihuschende Kamera zu halten. Dann geht es aber so was von rund, und der Laie staunt ob des perfekt durcharrangierten Kasperletheaters des Grauens, das da anhebt. Wie für Marilyn Manson gilt auch für Slipknot: Was in den USA die Leute schockt, kann in Europa auch gut als etwas geschmacklose Vaudeville-Show durchgehen. Was dem Spaß freilich keinen Abbruch tut: Dass Maskengedöns und Feuerzauber der halbe Rock sein können, haben ja Kiss schon gewusst. Und dass es genau deren Territorium ist, auf dem Slipknot – wenn auch ungleich schlechter gelaunt (zumindest tun sie so) – herumstapfen, wird spätestens bei einem Höhepunkt dieses mit 30 Kameras (u.a. an Masken und Gitarren befestigte Minigeräte, für den maximalen Wackeleffekt) abgefilmten Auftritts in der Londoner „Arena“ klar: Da spielt der Ghul Joey Jordison ein ellenlanges Schlagzeugsolo, während sich sein Drumpodest hebt, langsam in die Vertikale hydraulisiert wird und dann anfängt – exakt! -, sich zu drehen. Is this Spinal Tap? Sonst noch enthalten im Slipknot-Doppel-DVD-rundum-kränklich-Paket: Die Band backstage, die Aufbauarbeiten an der Bühne, die Band beim Soundcheck (mit abgeschnittenen bzw. unkenntlich gemachten, weil unmaskierten Köpfen, ist ja klar), die Band im Interview. Dazu fünf entschieden gruselige Videoclips (Kinder mit Metzger-Beilen! Huch!), darunter die beinahe niedliche „rare animated version“ von „Wait And Bleed“, in dem die neun Wüteriche als frankensteinige Chucky-Puppen herumstaksen. Orten wir einen Anflug von Selbstironie? Oder spielen die Tricorder verrückt? www.roadrunnerrecords.com
Mehr News und Stories