Sonic Youth – A Thousand Leaves
Vor ein paar Jahren hätte ein neues Sonic Youth-Album noch für grenzenlose Euphorie im Blätterwald gesorgt. Weil die Spielwiese zwischen Avantgarde und Noise inzwischen aber hinreichend abgegrast ist,fallen die Reaktionen merklich nüchterner aus. Dabei orientieren sich Kim Gordon, Thurston Moore, Lee Ranaldo und Steve Shelley auf ihrem neuen Epos keineswegs an der Trägheit von WASHING MACHINE (’96), sondern präsentieren eine leicht veränderte Variante ihres bewährten Sounds. Während die erste Single „Sunday“ (aus dem ’97er SUBURBIA-Soundtrack) noch den verträumten Charme von GOO oder DAYDREAM NATION besitzt, wagt „Contre Le Sexisme“ einen ersten Ausflug in grollende Industrial-Gefilde. Anschließend wird es richtig skurril – entweder erliegen Sonic Youth einer ungewohnt bleiernen Melancholie, oder ihre Brachialgewitter (z.B. „The Ineffable Me“) finden schlichtweg kein Ende. Im Durchschnitt sechs Minuten lang, zuweilen aber auch schon mal die elf-Minuten-Marke überschreitend, geht den vier New Yorkern wirklich jede Konsensfähigkeit ab. Die stimmungsvolle Ginsberg-Hommage „Hits Of Sunshine“ und das sphärische „Karen Koltrane“stehen denn auch ganz im Zeichen freier Improvisation. Denn Sonic Youth schielen nicht auf den alternativen Mainstream, sondern haben ihr eigenes Publikum.
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