Sonic Youth – NYC Ghosts & Flowers :: Dezent

Gewaltenteilung bei den genialen Dilettanten: Alle paar Jahre veröffentlichen Sonic Youth ein Album auf dem Major-Label Geffen für „die Rock-Hörer“. Von dem Geld, das die Musiker dafür von „den Rock-Hörern“ bekommen, kaufen sie sich keine Häuser auf den Malediven, sondern leisten sich einen ganz anderen Luxus: das Label „Sonic Youth Records“ nämlich, auf dem sie seit 1997 von Zeit zu Zeit EPs in LP-Länge veröffentlichen. Mit frei formalem Krach und moderner Klassik zwischen John Cage und Glen Branca (zuletzt auf GOODBYE 20TH CENTURY). Musik für Minderheiten halt. NYC GHOSTS & FLOWERS ist der biennale Major-Release, der mit Musik für kleine Mehrheiten wieder Geld in die Kasse des Indie-Labels bringen wird. Produziert von Jim O’Rourke, auch so einem, der sich nicht entscheiden kann zwischen Kopf und Bauch, zwischen Experiment und Pop. Und so schippern Thurston Moore, Kim Gordon, Lee Ranaldo und Steve Shelley unter Führung O’Rourkes und dem Einsatz größtmöglicher Kompromisslosigkeit auf einem Seitenarm des Mainstream und ziehen NYC GHOSTS & FLOWERS hinter sich her. Eine mellow Platte für Sonic Youth-Verhältnisse, in die die experimentellen Erfahrungen der „anderen“ Sonic Youth miteinfließen („StreamXsonik Subway“,“Lightnin'“), ohne jedoch allzu sehr abzuschrecken. Denn letzlich ist das, was Sonic Youth seit 20 Jahren machen, ein Gegenentwurf zu Pop, bei dem unterm Strich – auch hier („NYC Ghosts & Flowers“) – nichts anderes herauskommt als Pop. Und zwar ziemlich großer. Gebührenpflichtige Hörprobe unter 0190-57 05 6? 5 (s. ME/S-Hotline S. 51)