Sons Of Noel And Adrian :: Knots

K & F Records/Broken Silence

Chamber Pop? Folk? Avantgarde? Das Kollektiv aus Brighton mit losen Verbindungen zu Mumford & Sons und The Leisure Society produziert einen atemberaubenden Grenzgang zwischen den Genres.

Sons Of Noel And Adrian zählen zu jener Art von Ensembles, die man nach einem in Deutschland erhältlichen Album schnell wieder vergessen hatte, obwohl oder gerade weil die darauf versammelte Musik so außergewöhnlich oder so außergewöhnlich schön war. Das Debütalbum Sons Of Noel And Adrian aus dem Jahr 2008 klang eben wie diese große, stille, verwegene Momentaufnahme, die keine Fortschreibung kennt. Die gute Nachricht: Es gibt einen Nachfolger dieses Albums, der heißt Knots und ist noch größer, stiller und verwegener als der Vorgänger geworden. Die Musiker von Sons Of Noel And Adrian sind fast alle auch in anderen, kaum weniger hörenswerten Bands aktiv: The Miserable Rich, The Leisure Society, Laish, Redwood Red, Mumford & Sons. Aber in den Reihen dieses Kollektivs aus Brighton produzieren sie einen Grenzgang zwischen den Genres, der über weite Strecken atemberaubende Ergebnisse zeitigt. Bis auf die nackte Haut reduzierter Folk und epischer Streicher-Pop überlagern sich in ständig wechselnden Schattierungen, die Musik befindet sich im steten Fluss, sie scheint einem geheimen Plan zu folgen. „The Yard“, gleich zu Beginn des Albums, ist so ein Wunderding von Song, hin- und herwogend und auf Streichern über eine Welt getragen, in der es gerade dunkel geworden ist. In diesen ersten Minuten legen Sons Of Noel And Adrian schon all ihre Trumpfkarten auf den Tisch: Jacob Richardsons brodelnder, bisweilen brüchiger Bariton, die umherschwirrenden Chöre, die flatternden Holzbläser. Später kommen eine traumhaft gepfiffene Mini-Melodie hinzu („Leaving Mary’s Hand“), der Wumms der Tribal Beats, die zwischenzeitlich die Führung in „Big Bad Bold“ übernehmen, die Pracht einer Schalmeien-Kapelle, die an Robert Wyatts hymnische Momente erinnert („Matthew“). Zu viel wird das allerdings nie, die Songs stehen mit einer wundersamen Klarheit im Raum, sie wollen uns umarmen. Und sie tun das: zärtlich, voller Kraft und mit den Geschichten, die daran erinnern, dass ein Folksong so etwas wie das verbindende Narrativ einer noch viel größeren Gemeinschaft sein kann.

Key Tracks: „Leaving Mary’s Hand“, „The Yard“, „Matthew“