Sophie Hunger
1983
VÖ: 16.4.
Dringend, drängelnd, zärtelnd: Die Schweizer Chanteuse hat ein aggressives Werk in Blues- und Pop-Farben vorgelegt.
1984 markierte für George Orwell schon das Ende der Welt, wie wir sie kennen, herbeigeführt vom totalitären Überwachungsstaat. 1983 ist der Titel des neuen Albums von Sophie Hunger (Jahrgang 1983). Und wenn man Sophie Hunger so singen hört, kann man den Eindruck gewinnen, dass diese Welt sie kontinuierlich unter Strom setzt, weil sie viele kleine Untergänge erfahren hat. Im Titelsong macht sie sich auf die Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit: „Guten Morgen 1983, wo sind deine Kinder?“ Und kommt im nächsten Moment zärtelnd zu einer Art Refrain: „Bitte sing mir ein Volkslied, auch wenn es das nicht mehr gibt.“ Mit einem „Ohhh“ sausen Piano und Posaune davon, als ginge es darum, diesem Volkslied bloß zu entkommen. So ist das mit vielem auf dieser Platte. Die Sängerin entkommt dem Bild, das man sich von ihr machte, die Lieder machen sich vor allzu viel Singer-Songwriterei aus dem Staub und die Stimme ist nicht mehr da, wenn man sie braucht. Sophie Hunger hat ein aggressives Werk in Blues- und Pop-Farben vorgelegt, sie hat diese Platte als Tanz auf dem Drahtseil gewollt. Wer runterfällt, verlässt die Welt.