Sophie Hunger

Molecules 

Caroline/Universal (VÖ: 31.8.) 

Technoider Pop oder eher Berghain-Blues? Die Schweizerin leistet Aufräumarbeiten in neuen elektronischen Kleidern. 

Sophie Hunger jetzt also im Berlin-Modus. Das ist an und für sich keine Überraschung in der an überraschenden Entwicklungen nicht gerade armen Geschichte der in Bern geborenen Sängerin und Songwriterin. Hunger war mit ihren Folk-Jazz-Songs schnell zum größten Pop-Export der Schweiz avanciert, zum bedeutungsschweren Liebling der Feuilletons sowieso, sie ist mit Max Herre in den Bundesvision Song Contest hinabgeschliddert und trat im nächsten Moment in der „Philharmonie de Paris“ an einem Bowie-Abend auf.

Berlin kommt jetzt einer Aufräumarbeit im Kopf für die Künstlerin gleich, sie hat sich von technoiden Klangschleifen inspirieren lassen, geht mit elektronischen Sounds spazieren und streckt ihre Fühler bis in den ganz gewöhnlichen Synthie-Pop aus. Es ist nicht so, dass das nicht funktionieren würde, die manchmal so glockenhelle Hunger-Stimme schmiegt sich den frisch entdeckten Klangwelten an, einmal kriegt sie gar einen kleinen Krautrock-Hit mit wirbelnden Analog-Synthies hin („Tricks“). Aber können diese neuen, erstmals ausnahmslos englisch gesungenen Songs noch das Versprechen einlösen, das die Melancholikerin aus der akustischen Düsternis als Liedautorin auf Alben wie SUPERMOON (2015) und THE DANGER OF LIGHT (2012) gegeben hat?

Sophie Hunger verarbeitet in ihren neuen Klang-Kleidern auch persönliche Brüche, nicht ohne auf Analogien mit gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen zu verweisen. Es gibt Orte, an denen sich Stimmungen im Kollektiv verdichten, Sophie Hunter ist auf ihrem Berlin-Album MOLECULES auf der Suche nach solchen. Sollen wir doch lieber Berghain-Blues sagen? 

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