Soul mit Sixties-Feeling :: Beseelt
Wem jemals der Soul der 60er Jahre etwas bedeutete, tut sich in der Regel schwer mit den gegenwärtigen Vertretern des Genres. Anders bei Cunnie Williams. In seiner Stimme steckt etwas von jener emotionalen Direktheit, die im modernen Soul meist nur noch als ästhetische Geste erscheint. Nachzuhören auf „I Don’t Know Why“, dem zweiten Song auf diesem Album. Das Stück unterstreicht, daß der 30jährige Sänger aus Los Angeles mit Wohnsitz Hannover Otis Redding oder Sam & Dave eindeutig nähersteht als Luther Vandross oder Alexander O’Neil. Und schon allein dieser Umstand läßt aufhorchen.
Daß der alte Soul selten in neuen Clubs gespielt wird, liegt nicht etwa daran, daß seine Gesangsstimmen nicht mehr den Ton von heute treffen. Viel eher schon verhindern extrem offbeat-betonte, für den heutigen Geschmack allzu kräftig nach vorne ziehende Rhythmen häufigeren Einsatz. Wer eine Stimme wie die von Williams in den 90er Jahren etablieren will, muß sie also in zeitgemäße Grooves einbetten.
Ralf Droesemeyer, der Produzent des Hannover’sehen Chocolate City Studios, hat sich — abgesehen von einem HipHop-Track — für Funk- und Soul-Jazz entschieden. Für einen Stil also, der dem Sixties-Soul zwar zeitlich vorausging, dafür aber mit den aktuellen Dancefioor-Sounds besser kompatibel ist. Vor allem, wenn die Musik (so wie hier) in verschiedene Richtungen modifiziert wird. Das Spektrum reicht von pulsierendem, bläser-orientierten Soul mit scharf akzentuierter Stakkato-Melodik bis hin zu ebenso verhaltenen wie ornamentreichen Songs. Ein Volltreffer.
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