Sportfreunde Stiller – So wie einst Real Madrid

Für die drei Hobby-Fußballer aus München zählt vor allem eins: Spielfreude. Und das ist schon aus dem Grund sehr schön, weil es den meisten Mannschaften genau daran arg mangelt. Wie oft muss man sich schließlich in diesen Tagen mit lustlosem Gekicke und fadem Cebolze rumärgern. Irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass in den oberen Ligen Herzblut und Einfallsreichtum als negative Eigenschaften gelten, die es nach Möglichkeit zu vermeiden gilt. Ein Phänomen, dass sich zusehends leider auch in der Musik bemerkbar macht. Immer mehr Bundesliga- und Champions League-Mannschaften beschränken sich – hier wie dort – auf risikoarme Routine. Fein, dass die Sportfreunde Stiller sich nicht daran orientieren, sondern auf ihrem Debütalbum (nach den beiden EPs „Macht doch was ihr wollt ich geh jetzt“ und „Thonträger“) mit viel Witz und Mut zum Risiko zu Werke gehen. Kapitän Peter Brugger lässt die Gitarre brettern ohne Ende, das Schlagzeug von Flo Weber poltert und rappelt, während der Bass von Rüdiger Linhof ruhig aber bestimmt schiebt. Dazu hat’s wunderbare Melodien und nette Spielereien wie Billigorgel und Megaphon. Powerpop eben. Und das Ganze mit vollkommen unpeinlichen deutschen Texten. Zum Beispiel im „Heimatlied“ oder in „Wunderbaren Jahren“. Rocken dabei wie die Sau, sind überdurchschnittlich catchy und dazu noch nett verspielt und harmlos versponnen. An anderer Stelle gibt’s dann auch mal einen Song in holprigen Italienisch („’94 [Novante Ouattro]“) oder eine Hymne an Hans Rosenthal inklusive „Dalli Dalli“-Samples („Spitze“). Die frühen Tocotronic fallen einem ein, nur dass die Sportfreunde nicht so jammerlappig rüberkommen. Weezer seien als Hausnummern noch genannt, oder auch Buffalo Tom, die großen Vorbilder des Trios. Fragt man sie nach weiteren Helden, fallen Namen wie Beck, Mehmet Scholl, Heimet und Diego Maradona. Eine Mischung, die produziert von Uwe Hoffmann (Die Ärzte) – wirklich ziemlich gut klingt.