Steely Dan – The Royal Scam
Mit ihrer fünften LP präsentieren sich Steely Dan wieder in Hochform. Nachdem sich bei „Katie Lied“ noch das Fehlen von Jeff Baxters Steelgitarre bemerkbar machte, liefert die Gruppe jetzt wieder einen lückenlose konstruierten Sound. Auch hier wieder diese typische Synthese aus unterkühlter Statik und melodischer Harmonie. Donald Fagen (voc, keyb.) und Walter Becker (git., b) – sie sind Steely Dan – verändern ihr Gerüst nie. Ihre Musik ist bei aller Ausstrahlung das Produkt zweier kühl kalkulierender Köpfe – und das ist auch wieder bei LP Nr. 5 deutlich spürbar. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Einzig Fagen, Jazz-inspiriert, scheint seinen Tasten freien Lauf zu lassen. Hin und wieder bewegt sich der Gitarrist Denny Dias (einzig Überlebender der Ur-Formation, der Rest ist austauschbar) unabhängig, meist jedoch bei aller Vielseitigkeit diszipliniert als Teil des Ganzen, einer ständigen Spannung zwischen jazzigem Drive und Melodie. Dan-Musik ist bis ins Detail durchdacht. Intelligent und trotzdem zugänglich und – welch Ausnahme – kompromißlos eigenständig. Fagen, der Mann mit der hohen, gepreßten Stimme, und sein Compagnon Becker bringen immer noch genügend Gefühl in ihr Konzept, so daß der Sound niemals klinisch wirkt. Für mich zählen die beiden zu den extravagantesten und gleichzeitig ernstzunehmendsten Machern der neuen amerikanischen Szene. Amerika ist auch das Thema der LP: Und zwar der große Reinfall, der auf viele hoffnungsvolle Fremde hinter der hellerleuchteten Fassade wartet.