Steiner – Feeling
Naturgeräusche. Kollege Jols sagt immer zu mir, „Wenn Du selber Musik machst“, – was durchaus bald passieren kann – „dann brauchst Du Naturgeräusche.“ FEELING, das neue, das dritte, Album des Hamburger Elektronik-Avantgarde-Duos Steiner, beginnt mit Naturgeräuschen. Jols hat recht. Und Steiner haben natürlich auch recht. Bereits nach drei Stücken ist klar: FEELING ist eine große Platte. Ein großer Schritt für Steiner nach ICH WEISS WO DU WOHNST, das auch groß war, aber anders. War letzteres noch eine Art „reifere Jugend forscht am Sampler“, um möglichst viele Effekte in möglichst kurzer Zeit in möglichst viele Stücke zu packen, ist FEELING die kathartische Neudefinition Steinerschen Musikschaffenskontemplativ, strukturiert und „menschlich“ – wie der vermehrte Einsatz von Live-Instrumenten verdeutlicht. Vermenschlichung, das ist ja ganz allgemein auch die Richtung in die die elektronische Musik marschiert. Und Steiner marschieren munter mit. Da ist dieses Saxophon, das sich anfänglich lyrischzart aus den Boxen schlängelt, wie das des altersmilden Archie Shepp, der um den Free Jazz weiß, ihn aber gerade deshalb nicht mehr braucht, um dann in einem befreiten Sturm auszubrechen, als ob Altersmilde never happened. Die stimmige Verwebung von filigranen Sample-Fetzen mit Saxophon, Gitarre und Schlagzeug, das Herausarbeiten von so etwas wie Groove und der offenkundige Forscherdrang, lassen nur einen Schluß zu: Holger In’t Veld und Christian Kintz sind die beiden Hamburger Jimi Tenors. Mindestens.
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