Steve Hillage – Live Herald

Diesem doppellangen Live-Album liegt ein reizvolles Konzept zugrunde: Studiofuchs Hillage stellt seinen Hörern gleich drei unterschiedliche Gruppierungen vor, mit denen er in den letzten beiden Jahren Konzerte gegeben hat. Neben seiner Crew von der LP „Motivation Radio“, die mit dem Titel „Electrick Gypsies“ vertreten ist. handelt es sich dabei zunächst mal um seine allererste Stage-Band aus dem Frühjahr 1977. Entscheidende Akzente setzt hier immer wieder der ehemalige Tull-Trommler Cijve Bunker, wenn er mit unbekümmerter Wucht eine Rhythmus-Schneise schlägt durch das Dickicht kosmischer Gitarren- und Synthie-Effekte.

Nachhaltig getrübt wird der gute Gesamteindruck dieser frühen siebenköpfigen Formalion allerdings im Anschluß an die „Lunar Musick Suite , wenn sich Hillage in banalem Echo- und Effektgefummel verliert. Genauso nervtötende Leerlaufsessions enthalten die Titel „Light In The Sky“ und „Searching For The Spark“, die 1978 mit der aktuellen Stage-Band (und jetzigen Hillage-Studiogruppe) eingespielt worden sind. Da geht ebenfalls eine Menge Augenmaß, für sinnvolle Variationsdauer verschütt, kippen musikalische Spannungsbögen in Langeweile ab. Daß die Fummel-Ära seit Jahr und Tag abgelaufen ist, sollte auch ein Späthippie langsam mal kapieren. Dabei beweisen beide Gruppen, daß es auch ganz anders geht: immer dann, wenn über ein attraktives Popthema improvisiert wird, dessen festgeschriebener Rahmen ein Abgleiten vom Hundertsten ins Tausendste verhindert („Hurdy Gurdy Man“, „It’s All Too Much“. Was angesichts solch strapaziösen Wechselbades dann doch noch den vierten Stern ausmacht, ist allein die vierte, im Studio aufgenommene Plattenseite. Sie wartet mit disziplinierten, reizvollen Kompositionen zwischen Space-Funk, Punk und Rock’n‘ Roll auf. Solch‘ kontrollierter Energie läßt sich auf Dauer mehr abgewinnen als den uferlosen Ego-Eskapaden.