Sting

Mercury Falling

THE SOUL CAGES war ein düsteres, fast schwarzes Album. TEN SUMMONER’S TALES wirkte lichter, fast pastellfarben. Für MERCURY FALLING, seine erste CD seit drei Jahren, hat Sting kräftig in den Farbtopf gegriffen. Vom ersten Takt des ersten Stückes (‚Hounds Of Winter‘) an ist klar, wer hier am Werk ist: Herr Sumner lebt sein Faible für Ohrwurm-Melodien aus, verzichtet nicht auf feine Ziselierungen, kommt aber für seine Verhältnisse ausgesprochen erdig daher. Drummer Vinnie Colaiuta schlägt einen klaren Beat, die Memphis Horns sorgen für verschärfte Bläsersätze, Kenny Kirkland ergeht sich in jazzigen Tastenschlendereien. Die Eindrücke überschlagen sich: Die Single ‚Let Your Soul Be Your Pilot‘ ist ein hinreißender Gospel, bei ‚You Still Touch Me‘ und ‚All Four Seasons‘ frönt Sting dem Soul, ‚La Belle Dame Sans Regrets‘ ist ein Spaziergang im Bossa-Nova-Groove über die Champs Elysees. Das atmosphärisch angelegte ‚Valparaiso‘ klingt in einem abgedrehten Reel aus, ‚I’m So Happy I Can’t Stop Crying‘ ist Country-Melancholie pur. „Auf dem Album gibt es eine Menge unterschiedlicher Stile“, sagt Sting. Stimmt. Aber der Trick ist, daß aus bekannten Bausteinen kein Gemischtwarenladen errichtet wird, sondern eine „Villa Kunterbunt“: an jeder Ecke eine Überraschung. MERCURY FALLING ist ein spannendes Hörvergnügen erster Klasse.