STRANGER IN TOWN Bob Seger & The Silver Bullet Band Capitol 1 C 064-85 333

Rockmusik ist kein Hochleistungssport; daher ist es wohl auch kein Unglück, wenn Bob Seger nach zwei LP-Meilensteinen diesmal nur ein – gutes – Durchschnittsalbum abgeliefert hat. „Live Bullet“ wirkte seinerzeit wie ein explosiver Vulkan, „Night Moves“ führte Segers bärenstarke Stimme, sein Kompositionstalent, die Durchschlagkraft der Silver Bullet Band und das Können ausgeschlafener Studiofüchse in einer perfekten Mischung zusammen.

Nun haben alle Beteiligten wohl erst einmal einen kleineren Gang eingelegt. Die Qualitäten der Band und von Bob Seger selbst bleiben sichtbar, ein paar gute Kompositionen fielen auch ab („Hollywood Nights“, „Till It Shines“), doch die Ekstase und das Feeling, das dem Zuhörer bei früheren Alben abwechselnd wohlige Schauer den Rücken hinunterjagten oder aber ihm gänzlich den Atem nahmen, fehlen. Mag sein, daß die „Hollywood Nights“, die der Bomber aus Detroit anfangs euphorisch besingt („Oh those big city nights/ In those high rolling hills“), ihn ein Stückchen entschärft haben: Platten, die in der Hochburg der US-Plastikkultur überarbeitet (also abgemischt) werden, fallen nun mal meist eine Ecke glatter aus.