Strawbs – Hero & Heroine

Ich möchte nicht behaupten, das ‚Hero & Heroine‘ ein schlechtes Album ist. Aber trotzdem, nachdem ich mir die 10 Tracks ein paarmal angehört habe, stelle ich fest: Strawbs haben sich nicht verändert. Und was bei anderen guten Gruppen an sich kein Grund zur Besorgnis ist, bei den Strawbs stimmt es mich nachdenklich. Alle Qualitäten die sie schon auf ihrem ersten Album bewiesen, finden sich auch diesmal wieder. Dave Cousins poetisch-romantische Texte, eine Schwäche für Skurilität und ansprechende Instrumentierung waren lange Zeit ihr Markenzeichen. Aber leider machte sich bereits nach dem Weggang Rick Wakemans ein Rückgang der musikalischen Potenz der Gruppe bemerkbar. Nachdem noch die (stilbildenden) Mitglieder John Ford und Richars Hudson ihre Wege gingen, hätte sich eigentlich durch die Neulinge (vor allem durch Ex-Renaissance John Hawken) das musikalische Konzept der Gruppe ändern müssen. Offensichtlich jedoch zwingt Cousins (der einzige ‚Oberlebende‘ der alten Crew) seinen neuen Mitspielen, sich einem vorgegebenen Schema unterzuordnen. Handwerklich einigermassen perfekt, ist ‚Hero & Heroine‘ doch ein ziemlich verwässertes, seelenloses Album. Spätestens wenn man einen Blick auf die mitgelieferten Songtexte wirft, wird ein Ideenmangel offenkundig. Es ist kaum zu verstehen wieso Cousins, der doch noch für ‚From The Witchwoods‘ die inspirierten lyrics zu ‚The Hangman & The Papist‘ schrieb, nun so seichtes Zeug zusammenreimt. Während schon ‚Midnight Sun‘ und ‚Autumn‘ schwülstige Plattitüden enthalten, zeugt ‚Out In The Cold‘ auch noch von schlechtem Geschmack: In der Absicht ‚tiefzuschürfen‘ entringt sich Cousins unter anderem: ‚I sucked on your breasts, your legs opened wide‘ – trivialste Pornographie. Es ist immer wieder schade, wenn eine talentierte Gruppe aus kommerziellen Gründen ins Bedeutungslose absinkt.