Studio – West Coast

Dieses – nennen wir es – „Big Beat Revival“ im weitesten Sinn mit Justice, Simian Mobile Disco, Digitalism und Datarock und wie sie alle heißen, verfügt über die bemerkenswerte Qualität, eine Musik wiederzubeleben, die in irgendeiner Form (The Chemical Brothers) irgendwo (auf den großen Festivalbühnen, an den Checkouts der großen Geiz-ist-geil-Märkte, im Bewusstsein der Zwei-CDs-pro-Jahr-Käufer) noch quicklebendig ist wie sonstwas. Und irgendwann, steht zu befürchten, kommen auch große Ballermänner wie The Prodigy wieder aus ihren Löchern gekrochen, und wir, steht zu befürchten, finden das dann wieder irgendwie gut. Dass es einen dritten Weg gibt zwischen Party-Rock mit elektronischen Mitteln und der subtilen Stubenhocker-Frickelei, die ja auch nicht unbedingt spannender wird, haben in den vergangenen Jahren die großen 80er-Jahre-Revivalisten gezeigt (DFA, Hot Chip, Junior Boys). Den dritten Weg, wenn auch in der anderen Richtung, gehen Dan Lissvik und Rasmus Hägg mit ihrem Projekt Studio. Dass es die beiden Schweden bitter ernst meinen, zeigt sich schon im ersten -knapp 16minütigen-Track „Out There“, in dem innerhalb von Minuten Italo-Disco. Psychedelia und Fantasien über Can- und Neul-Rhythmik nacheinander und/oder zeitgleich passieren, bis das dann nach sieben Minuten in ein Orb’sches Psychedelia-Geblubber mündet, um auf einer markanten Bassline als Space-Dub weiterzumachen. In der Musik von Studio finden sich alle Arten elektronischer Musik wieder, die Guten und die Schlechten-von Giorgio Moroder über Jean Michel Jarre und die mittleren Tangerine Dream bis hin zu Bill Laswells Electro-Funk-Fusionen und die aktuellen, spielerischen Daft Punk. Die positive Cheesyness von Studio zeigt sich nicht wie bei den 90er-Jahre-Retro-Elektronikern, die jetzt alle aus ihren Löchern gekrochen kommen, im Hau-drauf-bis-alles-zu-spät-ist-Geballer, sondern in einem seltsamen Hang zu verspielten Melodien, die von esoterischen Gitarren und bildgewaltigen Synthesizerfiguren erzeugt werden.

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