Sun – Nitro
NITRO ist etwas für sparsame Rockfans, denn der Kauf dieser CD könnte den Erwerb von einem Dutzend anderer Platten überflüssig machen. Sun haben nicht alles, aber eine ganze Menge drauf. Bei ‚Chroma‘ und ‚Good Morning, You Are Braindead‘ setzt ein bärbeißiger Baß die Akzente in einem Dampfwalzensound, der wiederum von lieblichen harmony vocals gekontert wird. ‚Eighteen‘ ist – darf es so etwas geben? – eine mellotronschwangere Grunge-Ballade, ‚Accelerator‘ erinnert mit seinem eisigen Maschinen-Groove an New Wave-Bands wie Magazine, ‚Luna‘ oder ‚Nervous‘ hätte man früher „knallharten Bluesrock à la Bad Company“ genannt, ‚Six Reasons‘ und ‚TV’s Talking Bullshit‘ klingen nach domestiziertem Henry Rollins, ‚Brutal Killer‘ ist ein Ausflug ins Reich der Psychedelia, ‚Heimet Off‘ tanzbare Synthetik und so weiter und so fort. Welchen Teufel den Texter der Plattenfirma allerdings geritten hat, das 16minütige, arg dröge Titelstück als „eine Reise durch 30 Jahre Musik“ zu bezeichnen, „auf deren Weg man Portishead genauso begegnet wie King Crimson“, bleibt sein Geheimnis. Entweder fehlen dem Hörer da die passenden Drogen oder dem ‚Nitro‘ schlicht etwas Glycerin. Mit Energie, Selbstbewußtsein und hörbarer Begeisterung machen die Jungs diesen Makel aber locker wett und retten damit das Album auch vor purem Epigonentum. Gut so.
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