Sunshine Cleaning von Christine Jeffs :: An Süßlichkeit erkrankt

Das US-Independentkino hat ein Problem: Wo einst ein wildes, unangepasstes Herz schlug, hat sich Gefallsucht breitgemacht. Auch ein unabhängiger Film will manchmal einfach in den Arm genommen und gemocht werden. Ist das so schwer zu verstehen? Das Indie-Kino has a case ofthe sweets, würde der Amerikaner sagen – es ist an Süßlichkeit erkrankt. Hauptsache, das gezeigte „einfache Leben“ ist schräg, aus dem Lot, crrraaazeee; dann kann man auch Tod, Leid, Armut und Krankheit einem Publikum verkaufen, das nicht den Appetit an Popcorn verlieren will. SUNSHINE CLEANING ist kein schlechter Film. Er ist kompetent gespielt, kompetent geschrieben, drückt die richtigen Knöpfe, damit man auch fühlt, was man sieht. Nur leider ist der Film über zwei Schwestern, die ihrer finanziellen und persönlichen Misere entkommen wollen, indem sie sich auf die Reinigung von Mord-Tatorten spezialisieren, unheilbar erkrankt an Süßlichkeit. Jede Einstellung ist so erfüllt vom Bestreben, das Gute im Schrecklichen zu finden, dass sich nichts wahrhaftig anfühlt. Ohne die müßige Authentizitätsdiskussion weiterführen zu wollen, darf es einem doch aufstoßen, wenn ein Film über Existenzangst, Verzweiflung und unaufgearbeitete Konflikte sich nicht viel realer anfühlt als SPIDER-MAN 3. Dass die Hauptfiguren von Amy Adams und Emily Blunt gespielt werden, trägt das Übrige zur Distanzierung bei: So richtig abnehmen will man den Hauptdarstcllcrinnen von VERZAUBERT und DER TEUFEL TRÄGT PRADA ihre Parts nicht. Und dass es sich die Produzenten arg einfach gemacht haben, nach LITTLE MISS SUNSHINE einfach Alan Arkin und ein bisschen Sunshine mitzunehmen: nun ja. Böse will man dem Film nicht sein, dafür hat er doch zu viele Momente, die bei einem bleiben.

Start: 21. Mai

www.sushinecleaning-themovie.com