Sweet 75 – Sweet 75

Von Seattle bis nach, sagen wir mal, Oaxaca, ist es ja eigentlich ein ganz schönes Stück. Nicht für Krist Novoselic. Der ehemalige Nirvana-Bassist bereist mit seinem Projekt Sweet 75 den Tag in 80 Welten, rauscht wie ein Satellit über die Landschaften und wirft präzise Schatten. Und so kann es sein, dal? sich auf einem Album Latino-Schleicher feinster Güte („La Vida“,“Cantos De Pilon“) mit schlichtem Rock und einigen eiligen Post-Grunge-Ausbrüchen bestens vertragen. Novoselic ist abgebrüht genug, um auch aus leichteren Stöffchen klar konturierte Songs zu basteln, die locker loswippen, übermütig unterhalten und vor allem: die Gitarre als Domina ihre Saiten peitschen lassen, wie es sich in den besseren Kreisen einfach gehört. Dazu rackert sich eine satte Frauenstimme durchs milde Gewühl, setzt Zeichen und kommt nicht mal ins Schwitzen, weil alles sehr gepflegt und gesittet daherkommt: grad das Rechte für den Brunch am Sonntag. Wirklich schön aber ist, daß Sweet 75 gar nicht erst vorzugaukeln anfangen, irgendwas Bahnbrechendes auf die Beine gestellt zu haben, sondern schlicht und ergreifend nur Freude am Rumnudeln haben.