Tangerine Dream – Encore

Vier Stücke von erlesener Lange und bisweilen ebensolcher Schönheit, insgesamt von einer Stunde, elf Minuten und neunundvierzig Sekunden Spieldauer auf vier Plattenseiten – etwa die Hälfte eines Live-Konzertes von Tangerine- Dream. Nach „Ricochet“ ist dies das zweite Live-Album der Berliner, in den USA aufgenommen und musikalisch eine exzessive Ausführung der Klangmuster und Grundstrukturen von „Stratosfear“. Jedoch mit viel und stellenweise sehr prickelnder Atmosphäre, wie sie hierzulande in Konzerten der TD nie so recht aufkommt.

Liegt es also wirklich am amerikanischen Feeling? Tangerine Dream spielt hier manchmal sehr enthusiastisch und entspannt, wenn auch stellenweise ein wenig zu ästhetisch. Im Gleich- und Dauerklang schweben Improvisationen und Impressionen, die nicht immer genug Spannkraft besitzen,um über 16-20 Minuten hinweg die Aufmerksamkeit zu halten. Zwischen den durchweg prägnanten Anfängen und wiederkehrenden Melodien gleiten die Berliner so hin und wieder ins sphärische Abseits, aus dem sie dann Klavier und Gitarre wieder auf die Bühne zurückholen. Das ist bestimmt sehr echt, „live“ und authentisch, aber nicht unbedingt immer ergiebig. Wollen die Tangerine Dream-Musiker Musik nicht als permanente Klangkuhsse verstanden wissen, was ich nicht glaube, dann hätte etwas Disziplin und – wenn man so will – Selbstzensur, auf zwei Plattenseiten beschränkt, ein dichteres, kompakteres und variableres Bild ihrer Musik vermittelt.